Psychologie

Es gibt drei Arten des Lächelns

Selbst ein ehrliches Lächeln kann ganz unterschiedliche Dinge ausdrücken

Lächeln ist ein wichtiges soziales Signal - doch es kann ganz verschiedene Dinge ausdrücken. © Bowie15/ iStock.com

Unbewusste Botschaften: Es gibt nicht nur eine Art des ehrlichen, unbewussten Lächelns, sondern gleich drei verschiedene, wie ein Experiment enthüllt. Diese drei Lächelarten unterscheiden sich in kleinen Details der Mimik – und vermitteln jeweils verschiedene Botschaften. Instinktiv erkennen wir, ob jemand mit seinem Lächeln Kooperation signalisiert, uns zum Zurücklächeln animieren will oder seine Dominanz ausdrückt.

Das Lächeln ist ein wichtiger Teil unserer Kommunikation. Mit ihm vermitteln wir unsere fröhliche Stimmung, signalisieren Freundschaft und Kooperation und beruhigen das Gegenüber, dass wir nichts Böses gegen ihn im Schilde führen. Unser Lächeln schafft daher Vertrauen und hilft dabei, soziale Bindungen zu festigen. Selbst Hunde haben gelernt, das Lächeln des Menschen zu erkennen.

Drei Arten des Lächelns

Doch Lächeln ist nicht gleich Lächeln: „Menschen lächeln in ganz verschiedenen Situationen und in verschiedenen emotionalen Zuständen“, erklärt Paula Niedenthal von der University of Wisconsin-Madison. So lächeln wir ein Baby oder einen geliebten Mencshen unwillkürlich mit dem „Belohnungslächeln“ an, das kooperative Lächeln drückt Verbundenheit oder auch Mitleid aus und bestätigt, dass wir keine Bedrohung sind. Und mit dem Dominanzlächeln drückt der Chef sein Wohlwollen aus, signalisiert aber gleichzeitig seinen höheren Rang.

Woran wir diese Formen des Lächelns unterscheiden, haben Niedenthal und ihre Kollegen nun untersucht. Dafür zeigten sie Probanden Bilder lächelnder und nicht lächelnder Menschen, die sie gezielt manipuliert hatten. Sie veränderten die Wirkung des Zygomaticus-Muskels, des Gesichtsmuskels, der die Mundwinkel bewegt und als Hauptakteur beim Lächeln gilt.

„Dann baten wir die Teilnehmer uns zu sagen, ob sie ein Belohnungs-, Kooperations- oder Dominanzlächeln sahen oder aber gar keins“, so Niedenthal. Diese Tests wiederholten sie mehrfach mit verschiedenen Bildern und Probanden, bis sie herausgefunden hatte, ob und wie sich die Lächelformen in Bezug auf ihre Mimikdetails unterscheiden.

Die drei Arten des Lächelns: Belohnungslächeln, kooperatives Lächeln und Dominanzlächeln. © University of Wisconsin-Madison

Deutliche Unterschiede in der Mimik

Das Ergebnis: Die drei Arten des Lächelns sind tatsächlich durch jeweils unterschiedliche Muskelbewegungen gekennzeichnet. Unwillkürlich nutzen wir eine leicht unterschiedliche Mimik, wenn wir eines dieser Lächelarten zeigen. Beim Belohnungslächeln zieht der Zygomaticus-Muskel die Mundwinkel symmetrisch in die Höhe, dazu kommt ein leichtes Heben der Augenbrauen und ein Zurückziehen der Lippen.

Beim kooperativen Lächeln heben sich die Mundwinkel zwar auch symmetrisch, aber der Mund wird breiter auseinander gezogen und die Lippen bleiben schmaler und geschlossener, wie die Forscher berichten. Beim Dominanzlächeln dagegen heben wir die Mundwinkel asymmetrisch, die Nase kräuselt sich leicht, die Brauen heben sich und die Oberlippe ebenfalls.

Nicht immer nötig, aber hilfreich

„Das Lächeln hat sich entwickelt, um einige grundlegende Botschaften beim Zusammenleben des Menschen in sozialen Gruppen zu übermitteln: Danke, das mag ich! Ich werde Dich nicht verletzen! Ich bin hier der Boss!“, erklärt Niedenthal. Welche dieser Botschaften gemeint ist, erkennen wir meist instinktiv und ohne uns dessen bewusst zu sein. Normalerweise müssen wir uns daher nicht bewusst machen, welche konkreten Merkmal hinter diesen Lächelarten stecken.

Doch für einige Menschen und in einigen Situationen kann es hilfreich sein, die zugrundeliegenden Kennzeichen zu kennen und zu verstehen. So müssen plastische Chirurgen wissen, welche Muskeln an den verschiedenen Lächelformen beteiligt sind, um sie bei Gesichtsoperationen zu erhalten. Menschen mit Autismus und anderen Störungen der sozialen Wahrnehmung fehlt oft die Fähigkeit, die Mimik Anderer instinktiv zu verstehen. Für sie kann es daher hilfreich sein, die Merkmale der Lächelarten zu kennen.

Und auch beim Wechsel in eine andere Kultur oder ein anderes Land kann das Wissen um die Lächelarten hilfreich sein: „Amerikaner lächeln so viel, dass Menschen aus anderen Ländern beigebracht bekommen, mehr zu lächeln, wenn sie mit uns interagieren“, erklärt Niedenthal. „Zu wissen, dass es verschiedene Arten des echten Lächelns gibt, kann hier Missverständnissen vorbeugen.“ (Psychological Science, 2017; doi: 10.1177/0956797617706082)

(University of Wisconsin-Madison, 31.07.2017 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Oxytocin - Ein Kuschelhormon mit vielen (Neben-) Wirkungen

Bücher zum Thema

Im Fokus: Neurowissen - Träumen, Denken, Fühlen - Rätsel Gehirn von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

150 psychologische Aha-Experimente - Beobachtungen zu unserem eigenen Erleben und Verhalten Von Serge Ciccotti

Top-Clicks der Woche