Geowissen

Deutschlands Gewitterhochburgen

Den Voralpenraum erwischt es häufig - den Norden nur selten

Wer in Deutschland zuckende Blitze beobachten will, ist am besten in der Region um Garmisch-Partenkirchen aufgehoben. © RPN/ pixabay

Gewitter-Statistik: Wer Angst vor Gewittern hat, sollte nach Kiel ziehen. Das ist das Ergebnis einer neuen Statistik. Demnach gewittert es in Deutschland am Alpenrand und im Alpenvorland mit Abstand am häufigsten – allen voran in Garmisch-Partenkirchen. Vergleichsweise selten zucken die Blitze dagegen entlang der Nord- und Ostseeküste.

Zuckende Blitze, tosender Donner: Wie kaum ein anderes Naturschauspiel verbreitet die Naturgewalt des Gewitters häufig Angst und Schrecken – und löst doch gleichzeitig Faszination aus. Auch für Wissenschaftler ist das Alltagsphänomen ein spannendes Forschungsobjekt. Denn die plötzlichen Entladungen elektrischer Energie bergen noch immer einige Rätsel. So haben Forscher erst vor kurzem den Donner sichtbar gemacht und herausgefunden, dass es bei einem Sonnensturm mehr Blitze gibt.

Hochburg Alpenrand

Doch wo gewittert es eigentlich am meisten? Diese Frage haben sich nun Wissenschaftler um David Piper vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gestellt und Gewitterdaten aus den Jahren 2001 bis 2014 ausgewertet. Dabei schauten sie sich mehrere europäische Länder an – darunter auch Deutschland.

Im Voralpenraum kommt es mit am häufigsten zu Gewittern. © Michael Kunz/ KIT

Die Ergebnisse zeigen: Bei uns gibt es die meisten Gewittertage am Alpenrand und im Alpenvorland, mit einem Schwerpunkt westlich und östlich von Garmisch-Partenkirchen. Insgesamt gibt es im bayerischen Voralpenraum bis zu fünfzehn Gewittertage pro Jahr. Doch auch zwischen Neckar und Schwäbischer Alb, im Erzgebirge sowie im Bayerischen Wald gewittert es vergleichsweise oft. Als Gewittertage werteten die Forscher Tage mit mindestens fünf Blitzen auf einer Fläche von fünf mal fünf Quadratkilometern.

Selten Blitze an der Küste

Wer sich vor Gewittern ängstigt, sollte lieber in den Norden ziehen – zum Beispiel nach Kiel. Denn in der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein gibt es im Mittel die wenigsten Gewitter. Auch insgesamt gilt: „Am seltensten sind Gewittertage entlang der Nord- und Ostseeküste“, sagt Piper. „Im Jahr 2010 zum Beispiel gab es in der Region zwischen Hamburg und Bremen vielerorts überhaupt keine Gewitter.“ Im Durchschnitt gibt es in Norddeutschland zwei Gewittertage pro Jahr, im Raum Karlsruhe sind es sieben.

Beim Blick auf unsere Nachbarn, Österreich, die Schweiz, die Benelux-Länder und Frankreich, fiel den Wissenschaftlern auf, dass die Zahl der Gewittertage von Nordwesten nach Südosten hin zunimmt. So werden die meisten Gewittertage in Teilen der österreichischen Südalpen sowie in einem Streifen vom Tessin bis in das Umland von Turin beobachtet. Gewitterhochburg ist die Steiermark mit 34 Gewittertagen im Jahr 2009.

Gefahr von Schäden

Verantwortlich für die Gewitterhäufigkeit sind drei Faktoren: die Entfernung vom Meer, die örtliche Landschaftsbeschaffenheit und die Feuchte in Bodennähe. „Das Meer hat einen gewitterhemmenden Einfluss, da das Wasser im Sommer die unteren Luftschichten kühlt und somit stabilisiert“, erklärt Piper. Dagegen zwinge gebirgiges Gelände die Luft zum Aufsteigen und lasse so leichter Gewitter entstehen.

Auswirken kann sich die Gewitterhäufigkeit nicht nur auf den Zustand des Nervenkostüms, sondern auch den des Geldbeutels: „Schwere Gewitter, insbesondere wenn sie mit großen Hagelkörnern, Starkniederschlägen und Sturmböen verbunden sind, führen immer wieder zu hohen Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen und landwirtschaftlichen Kulturen“, sagt Pipers Kollege Michael Kunz.

Als Beispiel nennt er die beiden besonders schweren Gewitter, die Ende Juli 2013 in Niedersachsen und Süddeutschland Zerstörungen von rund drei Milliarden Euro anrichteten. „Das war der größte versicherte Schaden weltweit durch Naturkatastrophen in diesem Jahr“, berichtet der Forscher. (Natural Hazards and Earth System Sciences, 2017; doi: 10.5194/nhess-17-1319-2017)

(Karlsruher Institut für Technologie (KIT), 13.10.2017 – DAL)

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