Verengter Wirbelkanal: Bei der sogenannten spinalen Stenose mischen auch die Gene mit. Forscher haben nun mehrere genetische Varianten identifiziert, die das Risiko für eine krankhafte Verengung des Wirbelkanals im Bereich der Lendenwirbelsäule erhöhen. Diese Marker könnten künftig dabei helfen, Risikopatienten zu erkennen – und der typischen Alterserscheinung frühzeitig vorzubeugen.
Innerhalb der Wirbelsäule befindet sich der Spinalkanal. Er ummantelt das weiche Rückenmark und bildet einen knöchernen Schutz für diesen Teil des zentralen Nervensystems. Verengt sich der Wirbelkanal jedoch, üben Knochen und Bänder Druck auf das Rückenmark und alle darin verlaufenden Nerven aus. Oft passiert dies im Lendenwirbelbereich. Betroffene leiden dann typischerweise unter bis in die Beine ausstrahlenden Schmerzen bis hin zu Gangstörungen.
Die Ursachen für einen verengten Wirbelkanal können unter anderem angeborene Wirbelfehlbildungen sein. Häufiger führen allerdings Abnutzungserscheinungen der Wirbelknochen und der Bandscheiben zu dem auch spinale Stenose genannten Leiden. Gerade die Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule ist eine sehr verbreitete Erkrankung im höheren Lebensalter.
Fahndung im Erbgut
Wissenschaftler um Jason Cheung von der Universität Hongkong haben nun erstmals untersucht, welche Rolle die Gene für das Risiko einer spinalen Stenose im Lendenwirbelbereich spielen. Für ihre Studie suchten die Forscher im Erbgut von 469 chinesischen Probanden nach spezifischen Varianten von Genen, die mit einer Verengung des Spinalkanals in Verbindung gebracht werden können.
Tatsächlich fanden sie gleich mehrere solcher Single Nucleotide Polymorphisms, kurz SNPs: Deutlichen Einfluss auf den Zustand des Wirbelkanals schienen demnach genetische Varianten auf den Chromosomen acht, elf und 18 zu haben. Einige der identifizierten Varianten standen dabei eher mit Problemen im oberen, andere mit Problemen im unteren Lendenwirbelbereich in Zusammenhang, wie das Team berichtet. Insgesamt zeige die Auswertung, dass die Entwicklung einer spinalen Stenose durch verschiedene genetische Faktoren begünstigt werden könne.
Besser vorbeugen
Für das Verständnis des Leidens seien die Ergebnisse ein großer Schritt, sagt Cheungs Kollege Dino Samartzis: „Kennen wir genetische Marker, können wir Risikopatienten frühzeitig identifizieren und präventive Behandlungsmaßnahmen ergreifen.“ So lässt sich einer Wirbelkanalstenose zumindest indirekt vorbeugen, indem Betroffene Übergewicht vermeiden und rückengerechte Verhaltensmuster einüben. Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur beispielsweise beugen Bandscheibenschäden und damit indirekt auch einer Spinalkanalstenose vor. (Journal of Orthopaedic Research, 2017; doi: 10.1002/jor.23746)
(Wiley, 17.10.2017 – DAL)