Die Lichtverschmutzung wird immer schlimmer: Sowohl die Helligkeit als auch die Ausdehnung der nachts beleuchteten Gebiete hat in den letzten fünf Jahren weiter zugenommen, wie Satellitendaten enthüllen. Helligkeit und Ausdehnung der Lichtverschmutzung wuchs jährlich um zwei Prozent. Besorgniserregend auch: Der Umstieg auf stromsparendere LED-Lampen scheint die Lichtverschmutzung eher noch zu verstärken, weil sie das Beleuchten noch billiger machen.
Die künstliche Beleuchtung von Straßen, Gebäuden und Industrieanlagen vertreibt die natürliche Dunkelheit und hat längst zu einem weitreichenden Verlust der Nacht geführt. Rund 80 Prozent der Menschen weltweit sind inzwischen von dieser Lichtverschmutzung betroffen. Das Problem daran: Das nächtliche Kunstlicht stört die innere Uhr und beeinträchtigt dadurch Verhalten und Gesundheit von Tieren und Menschen.
Zwei Prozent pro Jahr
Jetzt liefert ein internationales Forscherteam um Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungszentrum (GFZ) besorgniserregende neue Daten zur weltweiten Lichtverschmutzung. Für ihre Studie hatten sie Daten eines speziell auf nächtliches Licht geeichten Strahlungsmessgeräts
des Satelliten Suomi-NPP aus der Zeit von 2012 bis 2016 ausgewertet. Daraus ermittelten sie, wie sich die nächtliche Helligkeit und Ausdehnung der beleuchteten Flächen der Erde verändert hat.
Das Ergebnis: Die nächtliche Lichtverschmutzung hat in den letzten fünf Jahren weiter zugenommen – und dies sowohl in Bezug auf die Helligkeit als auch auf die beleuchtete Fläche. „Die künstlich beleuchteten Gebiete haben sich um 2,2 Prozent pro Jahr vergrößert“, berichten Kyba und seine Kollegen. „Gleichzeitig nahm die Helligkeit um 1,8 Prozent pro Jahr zu.“
Regionale Unterschiede
Besonders stark steigt die Lichtverschmutzung dabei in den Gebieten, die zuvor noch relativ dunkel waren: „Die schnellsten Zuwachsraten gibt es an den Orten, die bisher kaum von Lichtverschmutzung betroffen waren“, berichtet Kyba. Dies gilt für weite Teile Afrikas, aber auch Russland, Indien, den Mittleren Osten und Teilen Südamerikas.
Einige Länder und Ballungsräume, die bereits zuvor nachts sehr hell erleuchtet waren, haben dagegen kaum verändert. Dazu gehören neben den Niederlanden, Italien und Spanien auch die USA und in Bezug auf die Helligkeit auch China. Die Forscher erklären dies dadurch, dass hier sozusagen schon eine Sättigung der Beleuchtung erreicht ist.
LED bringt keine Verbesserung
Die Messdaten enthüllen auch, dass die Umstellung der Beleuchtung auf LED sich bisher kaum positiv auf die Lichtverschmutzung auswirkt – eher im Gegenteil. Vor allem in den Innenstädten der Industrieländer werden zwar immer mehr herkömmliche Lampen durch LED ersetzt, weil LEDs stromsparender und damit billiger sind. Weil LEDs den gleichen Beleuchtungseindruck mit weniger Licht bewirken, müsste damit auch die Lichtverschmutzung zurückgehen, so die Erwartung.
Doch diese Einsparungen sind ausgeblieben, wie die Forscher feststellten. In den Satellitenbildern erscheinen mittels LED beleuchtete Gebiete auf den ersten Blick zwar etwas dunkler als zuvor. Weil der Satellitensensor aber den kurzwelligen Anteil des bläulicheren LED-Lichts nicht erfasst, täuschen die Daten eine Abnahme der Helligkeit nur vor, wie die Forscher erklären. Die tatsächliche Lichtverschmutzung wird so unterschätzt.
Mehr Lampen statt weniger
Hinzu kommt: Dort, wo die Umrüstung auf LEDs Geld und Strom gespart hat, wurde dafür umso mehr zusätzliche Beleuchtung installiert. So nahm bei vielen Großstädten die Helligkeit und Größe der beleuchteten Außenbezirke zu. „Die Einsparungen in den Kosten ermöglichten die vermehrte Installation von Lampen in Gebieten, die zuvor komplett unbeleuchtet waren oder nur schwach beziehungsweise zeitweise erhellt wurden“, erklären Kyba und seine Kollegen.
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist diese Entwicklung alles andere als positiv. „Die LED-Revolution hat ein großes Potenzial, um Energie zu sparen und die Lichtverschmutzung zu verringern“, sagt Kyba. „Aber das funktioniert nur, wenn wir das gesparte Geld nicht für noch mehr Lampen ausgeben.“ (Science Advances, 2017: doi: 10.1126/sciadv.1701528)
(Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, ARk Sky Association, AAAS, 24.11.2017 – NPO)