Gruseliger Passant: Der „Halloween“-Asteroid wird in diesem Jahr erneut die Erde passieren – wenn auch nicht sonderlich nah. Der Brocken mit dem Schädel-ähnlichen Aussehen flog zuletzt im Oktober 2015 nah an uns vorbei. Astronomen haben dabei die Chance genutzt, mehr über diesen kosmischen Besucher zu erfahren. Wie sie nun berichten, ist der Asteroid fast kohlschwarz und mit fast 700 Metern Durchmesser größer als zunächst angenommen.
Der Asteroid 2015 TB145 verdeutlicht sehr gut, dass wir längst nicht alle kosmischen Brocken kennen, die in Erdnähe umherfliegen. Denn er wurde erst am 10.Oktober 2015 entdeckt – drei Wochen vor seinem nahen Vorbeiflug an der Erde. Hätte sich dieser damals auf gut 400 Meter Größe geschätzte Brocken auf Kollisionskurs befunden, wäre es für effektive Abwehrmaßnahmen bereits zu spät gewesen.
Steiniger „Totenschädel“
Doch glücklicherweise kam es nicht dazu: Der Asteroid flog am 31. Oktober 2015 – an Halloween – in 1,3-facher Mondentfernung an der Erde vorbei. Er passierte damit in sicherer Entfernung, aber so nah wie kein anderes Objekt dieser Größe seit 2006. Aufnahmen enthüllten dabei, dass die Oberfläche dieses Brockens – zu Halloween passend – bei einem bestimmten Lichteinfall einen Totenschädel gleicht.
Um mehr über den „Halloween“-Asteroiden und die Gründe seiner späten Entdeckung zu erfahren, haben Astronomen um Thomas Müller vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik die Chance genutzt, den Brocken bei seinem Vorbeiflug mit mehreren optischen und Infrarotteleskopen ins Visier zu nehmen. Ihre Beobachtungen haben jetzt mehr Informationen zum Asteroiden selbst und seiner Flugbahn geliefert.
Nächster Besuch im November
Klar ist nun: Der Halloween-Asteroid ist ein echter Erdbahnkreuzer und wird uns daher noch häufiger mehr oder weniger nahe kommen. „Es handelt sich um einen erdnahen Asteroiden vom Apollo-Typ“, berichtet Koautor Pablo Santos-Sanz vom Andalusischen Institut für Astrophysik. Diese Asteroiden kreisen auf einer exzentrischen Bahn, die von jenseits der Mars-Umlaufbahn bis in die Nähe der Venusbahn reicht. Daher kreuzen sie regelmäßig die Erdumlaufbahn.
Auch 2018 wird 2015 TB145 wieder an uns vorbeifliegen – diesmal aber sehr viel weiter entfernt als 2015. Wie die Forscher berichten, passiert uns der Halloween-Asteroid im November dieses Jahres in 105-facher Mondentfernung. „Die nächste etwas spannendere Passage wird erst um den Halloween-Tag im Jahr 2088 sein, wenn das Objekt der Erde immerhin wieder auf 20 Mondabstände nahekommt“, sagt Müller.
So dunkel wie Kohle
Die Beobachtungen enthüllten auch, warum dieser Asteroid erst so spät entdeckt wurde: Er ist zwar zwischen 625 und 700 Meter groß und damit größer als noch 2015 angenommen. Dafür aber ist seine Oberfläche extrem dunkel: Sie reflektiert nur fünf bis sechs Prozent des einfallenden Sonnenlichts. „Das bedeutet, dass der Asteroid extrem dunkel ist, fast so schwarz wie Holzkohle“, erklärt Santos-Sanz.
Durch diese geringe Albedo ist der 700-Meter Brocken im dunklen Weltall kaum zu erkennen. Seine dunkle Farbe macht ihn aus größere Entfernung nahezu unsichtbar – kein Wunder daher, dass er erst kurz vor seiner nahen Passage aufgespürt wurde.
Ein erloschener Komet?
Die Astronomen vermuten, dass es sich bei diesem Brocken vielleicht gar nicht um einen Asteroiden, sondern um einen erloschenen Kometen handeln könnte. 2015 TB145 bestand demnach ursprünglich vorwiegend aus Eis, verlor aber einen Großteil davon bei seinen ständigen nahen Vorbeiflügen an der Sonne. Im Laufe der Zeit bekam er dabei auch die dunkle, organische Kruste, wie die Forscher erklären.
Allerdings: Noch ist dies eher Spekulation. Denn wie die Astronomen einräumen, ist es schwer, erloschene Kometen von Asteroiden zu unterscheiden – und die Grenzen verlaufen oftmals fließend. Sie hoffen, bei weiteren Passagen des Halloween-Asteroiden seine wahre Natur eindeutiger bestimmen zu können. (Astronomy & Astrophysics, 2017; doi: 10.1051/0004-6361/201629584)
(Plataforma SINC, 02.01.2018 – NPO)