Überraschende Erkenntnis: Ratten und Rattenflöhe waren doch nicht die Hauptschuldigen am „Schwarzen Tod“. Denn die große Pestepidemie des Mittelalters wurde nicht von den Nagern verbreitet, sondern vorwiegend durch Menschenflöhe und Kleiderläuse, wie eine Analyse jetzt enthüllt. Die blutsaugenden Parasiten übertrugen den Pesterreger von Mensch zu Mensch und sorgten für rapide Ausbreitung der Seuche – ganz ohne Mithilfe der Ratten.
Die Pest hat im Laufe der Geschichte immer wieder verheerende Seuchen in Europa ausgelöst. Am schwerwiegendsten war jedoch die zweite Pandemie: Ab Mitte des 14. Jahrhunderts raffte der „Schwarze Tod“ ein Drittel der europäischen Bevölkerung hinweg. Der Erreger, das Bakterium Yersinia pestis, gelangte dabei wahrscheinlich über die Seidenstraße nach Europa. Einmal dort angekommen, sorgten Ratten und Rattenflöhe für die Verbreitung der Seuche – so jedenfalls dachte man bisher.
„Schwarzer Tod“ war anders
Doch dieses Szenario ist offenbar falsch, wie Katharine Dean und ihre Kollegen von der Universität Oslo herausgefunden haben. Zwar wurde die Pest bei späteren Seuchen wie der Epidemie in China im 19. Jahrhundert tatsächlich vorwiegend von Ratten und Rattenflöhen (Xenopsylla cheopis) übertragen. Auch bei den heutigen Ausbrüchen beispielsweise auf Madagaskar gelten die Nager als Hauptvektoren für den Erreger.
Aber ausgerechnet bei der schlimmsten Pestepidemie der Geschichte – dem Schwarzen Tod des Mittelalters – könnten die wahren Schuldigen andere sein. „Diese Epidemie verlief anders als bei den späteren, eindeutig mit Ratten assoziierten Seuchenzügen“, erklären die Forscher. So stiegen die Fallzahlen damals viel schneller an als bei den anderen Pandemien und auch die Übertragung innerhalb der Familien und Haushalte war im Mittelalter ungewöhnlich hoch.