Erfolgreiches Wagnis: Am 6. Februar um 15:45 Uhr Ortszeit ist die „Falcon Heavy“, die zurzeit stärkste Trägerrakete der Welt, in Cape Canaveral gestartet. Die der privaten Raumfahrtfirma Space X entwickelte Rakete brachte erfolgreich ihre skurrile Nutzlast ins All: Ein Tesla-Sportwagen mit einem Astronauten-Dummy fliegt jetzt auf einer Umlaufbahn, die ihn über den Mars hinausbringen wird.
Für Elon Musk, dem Gründer von Space X, ist der erfolgreiche Erststart der Falcon Heavy ein wichtiger Etappensieg. Denn ihm geht es um nichts weniger als eine bemannte Mission zum Mars. Bereits 2016 hatte er angekündigt, dass Space X an Raketen, Raumkapseln und weiteren Komponenten für einen solchen Flug arbeitet. Langfristiges Ziel sei es, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu bezahlbaren Kosten auf den Roten Planeten zu bringen, so Musk.
„Lift Off“ erfolgreich
Am 6. Februar 2018 um 15.45 Uhr Ortszeit ist ein wichtiger Schritt hin zu diesem Ziel gelungen. Denn mit der Falcon Heavy ist die momentan leistungsstärkste Trägerrakete erfolgreich ins All gestartet. Sie kann eine Nutzlast von gut 60 Tonnen ins All transportieren – mehr als jedes andere zurzeit verfügbare Trägersystem. Selbst Elon Musk schätzte die Chance auf einen Erfolg auf nur rund 50 Prozent ein. Der Grund: Zwar stammen die Haupttriebwerke von der kleineren und bereits bewährten Falcon 9-Rakete, aber in Kombination waren die Bauteile noch nie getestet worden.
Doch das Wagnis gelang: Wie geplant zündete die erste Brennstufe aus insgesamt 27 Flüssigtreibstoff-Triebwerken und trug die rund 70 Meter hohe und rund 1.400 Tonnen schwere Rakete ins All. Wenig später zündete die zweite Brennstufe aus nur einem Triebwerk und brachte die Rakete auf Kurs durch die Van-Allen-Strahlengürtel der Erde. Rund fünf Stunden später folgte die dritte Brennstufe. Sie bringt die Nutzlast auf einen elliptischen Orbit, der sie bis am Mars vorbeiführen wird.
Knallroter Sportwagen und ein „Starman“
Skurril und quasi mit einem Augenzwinkern ausgewählt ist die Nutzlast der Falcon Heavy bei diesem Erststart: In der Kapsel an der Spitze der Trägerrakete thronte der knallrote Tesla-Sportwagen des Space X-Firmengründers, „bemannt“ mit einem Dummy im Astronautenanzug, dem „Starman“.
Auf dem Display des Armaturenbretts steht der Schriftzug „Don’t Panic“ – eine Hommage an „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Als sich im Ort im Kapsel der Rakete öffnete und den Sportwagen freilegte, ertönte über die Bordlautsprecher der Song „Life on Mars“ von David Bowie.
„Es ist ein kindischer Spaß, aber kindische Späße sind wichtig“, kommentierte Musk die ungewöhnliche Nutzlast. Gleichzeitig sorgt der Sportwagen im All für öffentlichkeitswirksame Aufnahmen: Eine im Wagen angebrachte Kamera übermittelte bereits Aufnahmen der Erdkugel – gesehen durch die Windschutzscheibe des Tesla. Musk scherzte vor wenigen Stunden auf Twitter: „Offenbar befindet sich ein Auto im Orbit um die Erde“.
Zwei von drei Boostern kehrten erfolgreich zurück
Eine Besonderheit der Falcon Heavy ist neben ihrer Leistung die Wiederverwendbarkeit ihrer Haupttriebwerke. Wie bei der kleineren Falcon 9 sind die drei Booster so konstruiert, dass sie kontrolliert wieder auf der Erde landen können. Sie bremsen dabei durch dosierten Schub so ab, dass sie senkrecht stehend auf dem Boden aufsetzen. Der Vorteil: Die Wiederverwendung der Booster senkt die Kosten. Jeder Start der Falcon Heavy kostet laut Space X rund 90 Millionen US-Dollar – für eine Schwerlast-Rakete geradezu ein Schnäppchen.
Zumindest für zwei der drei torpedoförmigen Antriebseinheiten gelang diese kontrollierte Rückkehr: Die beiden seitlichen Booster setzen rund acht Minuten nach dem Start der Rakete wieder unweit der Startrampe in Cape Canaveral auf. Der mittlere, bislang ungetestete Booster verfehlte allerdings seine im Atlantik stationierte Landeplattform und stürzte 100 Meter davon entfernt ins Meer. Elon Musk erklärte auf einer Pressekonferenz, dass diesem Booster der Treibstoff zu früh ausgegangen war.
Wie geht es weiter?
Die Falcon Heavy soll beim nächsten Start im Sommer dieses Jahres mehrere zivile und militärische Forschungssatelliten in die Umlaufbahn bringen, bei einem weiteren Start ist ein saudi-arabischer Kommunikations-Satellit als Nutzlast geplant. Ursprünglich hatte Musk noch ehrgeizigere Pläne für die Falcon Heavy: Sie sollte 2019 erstmals zwei Weltraumtouristen in der Dragonkapsel ins All bringen, die dann den Mond umrunden. Inzwischen ist jedoch unklar, ob und wann diese Mission stattfindet.
Für eine künftige Marsmission allerdings ist die Falcon Heavy wohl nicht groß genug. Dafür plant Musk bereits eine weitere, noch leistungsfähigere Schwerlast-Rakete. Doch der erfolgreicher Start der Falcon Heavy ist auch für dieses Projekt ein gutes Omen, meint Musk: „Das gibt mir Zuversicht, dass wir auch die B.F.R. hinkriegen werden“, so der Space X-Gründer. B.F.R. steht dabei für „Big F*ing Rocket.
(Space X, Geekwire, 07.02.2018 – NPO)