Medizin

Hantaviren: Krank durch Frühjahrsputz?

Infektionsgefahr ist im Frühsommer am größten

Hantaviren unter dem Elektronenmikroskop © CDC

Gefährliche Erreger: Wer beim Frühjahrsputz Staub einatmet, setzt sich in manchen Gebieten Deutschlands einem erhöhten Infektionsrisiko durch krankmachende Hantaviren aus. Denn die Partikel können Ausscheidungen infizierter Rötelmäuse enthalten, wie Forscher berichten. Ihre Datenanalyse zeigt: Die Ansteckungsgefahr ist hierzulande im Frühsommer besonders hoch. Erhöhte Gefahr droht zudem in waldreichen Regionen und nach „fetten Jahren“ für die Überträgertiere.

Rötelmause und andere Nager tragen auch in Deutschland oft Vertreter gefährlicher Hantaviren in sich. Meist gehören sie zum sogenannten Puumala-Erreger. Dieses Virus kann beim Menschen Fieber und grippeartige Symptome auslösen. Bei schweren Verläufen kommt es außerdem zu Nierenschädigungen bis hin zum plötzlichen Nierenversagen.

Übertragen wird der Erreger unter anderem durch den direkten Kontakt mit infizierten Mäusen – etwa durch einen Biss. Doch eine Ansteckung ist auch durch Kot oder Urin und sogar durch erregerhaltige Staubpartikel in der Luft möglich. Solche krankmachenden Aersoloe können beispielsweise bei Reinigungsarbeiten in der Land- und Forstwirtschaft aufgewirbelt und eingeatmet werden, ebenso wie beim alljährlichen Frühjahrsputz.

Anzahl der gemeldeten Puumala-Viruserkrankungen pro 100.000 Einwohner (nach Landkreisen) © Goethe-Universität Frankfurt, Integrative Parasitologie und Tierphysiologie

Risiko Waldgebiet

Doch wo und wann ist das Infektionsrisiko in Deutschland besonders hoch? Um diese Frage beantworten zu können, haben Sven Klimpel von der Goethe-Universität in Frankfurt und seine Kollegen nun Langzeitdaten zum Auftreten von Hantavirus-Infektionen analysiert und dabei nach räumlichen, zeitlichen und saisonalen Mustern gesucht.

Die Auswertung zeigte: Offenbar ist die Ansteckungsgefahr in waldreichen Gebieten besonders hoch, weil sich dort viele Rötelmäuse tummeln. Daneben scheint auch die Jahreszeit eine Rolle zu spielen. So werden im Frühsommer vermehrt Fälle von Puumala-Virusinfektionen gemeldet, wie die Forscher berichten – die klassische Zeit für den Frühjahrsputz.

Entwicklungszyklus des Hantavirus und Übertragung auf den Menschen © Goethe-Universität Frankfurt, Integrative Parasitologie und Tierphysiologie

Künftig mehr Fälle?

Entscheidend ist zudem das Nahrungsangebot für die Überträgertiere: Jahre, in denen Buche, Eiche und Kastanie besonders viele Früchte produzieren, bedeuten einen reich gedeckten Tisch für Rötelmäuse und andere Nager. Nach solchen sogenannten Mastjahren kommt es oft zu einem starken Anstieg der Populationsdichte und damit zu mehr infizierten Tieren. Das erhöht letztlich auch das Infektionsrisiko für den Menschen. Tatsächlich gingen den infektionsreichen Jahren 2007, 2010 und 2012 jeweils solche „fetten Jahre“ voraus.

Damit sind nun zumindest einige Faktoren bekannt, mit der sich die Hantavirus-Gefahr abschätzen lässt. Ein zuverlässiges Vorhersagemodell zu erstellen, sei jedoch nach wie vor schwierig, betont das Team. Dafür seien die Zusammenhänge zu komplex. Ein allgemeiner Trend lässt sich von den Daten allerdings ableiten: „Durch den Klimawandel, der häufigere Mastjahre und mildere Winter mit sich bringt, könnte die Zahl der Puumala-Virusinfektionen künftig ansteigen“, sagt Klimpel. (PeerJ, 2018; doi: 10.7717/peerj.4255)

(Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 07.02.2018 – DAL)

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