Paläontologie

Flugsaurier verschwanden auf einen Schlag

Neue Funde widersprechen allmählichem Niedergang der Pterosaurier

Pterosaurier beherrschten die Lüfte bis zum Ende der Kreidezeit. © Estt/ iStock.com

Abruptes Ende: Hunderte neu entdeckte Fossilien stellen eine gängige Theorie zum Aussterben der Flugsaurier auf den Kopf. Denn sie zeigen: Noch kurz vor dem Ende der Kreidezeit war die Artenvielfalt der urzeitlichen Herrscher der Lüfte deutlich größer als bisher angenommen. Demnach verschwanden die Saurier doch nicht langsam von der Bildfläche, sondern auf einen Schlag – und zwar offenbar inmitten ihrer Blütezeit, wie Forscher berichten.

Sie waren die urzeitlichen Herrscher der Lüfte – und die ersten Wirbeltiere, die fliegen konnten: Flugsaurier dominierten mehr als 150 Millionen Jahre lang den Luftraum unseres Planeten. Mit Flügelspannweiten von bis zu zwölf Metern, leichten Knochen und tragflächenartigen Flughäuten waren diese sogenannten Pterosaurier perfekt an das Fliegen angepasst. Wegen ihrer teils enormen Größe hatten sie zwar möglicherweise Startprobleme. Dafür konnten sie aber umso besser langsam durch die Lüfte gleiten.

Hunderte Fossilien

Die letzten Flugsaurier verschwanden mit dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit, das der gängigen Theorie zufolge von einem Asteroideneinschlag ausgelöst wurde. Allerdings schienen die einst so vielfältigen und weit verbreiteten Cousins der landlebenden Dinosaurier schon einige Zeit davor ihrem Untergang entgegenzustreben. Denn die fossile Überlieferung legte nahe, dass der Artenreichtum der Pterosaurier zunehmend zurückging und es am Ende des Kreide-Zeitalters nur noch wenige Spezies aus einer einzigen Familie gab: die Azhdarchidae.

Von groß bis klein: Die in Marokko gefundenen Fossilien zeichnen sich durch ihre Vielfalt aus. © Longrich et al., pbio.2001663

Ein neuer Fund stellt diese Annahme nun jedoch auf den Kopf. Wissenschaftler um Nicholas Longrich von der University of Bath haben im Norden von Marokko hunderte Pterosaurier-Fossilien entdeckt – und zwar ein wahres Sammelsurium diverser Spezies. Das Besondere: Die Knochen sind etwas über 66 Millionen Jahre alt und stammen damit aus der Zeit kurz vor dem mutmaßlichen „Dinokiller“-Einschlag.

Doch nicht ausgestorben

Konkret fanden die Forscher die Überreste von Flugsauriern, die Größen zwischen zwei und fast zehn Metern erreichten und zu Lebzeiten wahrscheinlich ganz unterschiedliche ökologische Nischen besetzten. Unter anderem befanden sich unter den Funden Knochen von Tethydraco – einem Flugsaurier aus der Familie der Pteranodontidae, die nach der bisher verbreiteten Lehrmeinung zu dieser Zeit bereits seit fünfzehn Millionen Jahren ausgestorben war.

Auch das jüngste bisher bekannte Fossil aus der Familie der Nyctosauridae gehört zu den überraschenden Entdeckungen, ebenso wie viele Knochen, die das Team noch nicht sicher einer bestimmten Art zuordnen konnte. Insgesamt repräsentiert der Fund drei Familien von Pterosauriern und mindestens sieben Spezies, wie die Wissenschaftler berichten. Damit ist diese Flugsaurier-Ansammlung die vielfältigste, die aus der letzten Phase der Kreidezeit bekannt ist.

Abruptes Ende

Die neuen Erkenntnisse belegen, dass die Artenvielfalt der Pterosaurier noch kurz vor ihrem gemeinsamen Untergang mit den Dinosauriern erstaunlich groß war. „Unsere Funde sprechen für ein abruptes Massenaussterben der Flugsaurier“, schreiben Longrich und seine Kollegen. Die Saurier verschwanden demnach mitnichten allmählich, sondern plötzlich und das offenbar mitten in ihrer Blütezeit.

„Die marokkanischen Fossilien erzählen das letzte Kapitel aus der Geschichte der Pterosaurier. Darin steht, dass die Pterosaurier den Himmel über dem Land und den Meeren beherrschten – ganz so, wie sie es auch in den rund 150 Millionen Jahren davor getan hatten“, schließt Mitautor Brian Andres von der University of Texas in Austin. (PLOS, 2018; doi: 10.1371/journal.pbio.2001663)

(PLOS, 15.03.2018 – DAL)

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