Kristall statt Kompass: Die Wikinger-Seefahrer könnten mithilfe von Sonnensteinen tatsächlich von Norwegen bis nach Grönland gereist sein – und wären fast immer ohne große Umwege angekommen. Denn wie eine Simulation bestätigt, funktioniert die Methode unabhängig von der Jahreszeit, der Bewölkung und dem verwendeten Kristall erstaunlich gut. Entscheidend für eine erfolgreiche Ankunft war demnach lediglich das Verhalten des Navigators. Er musste den Kurs mindestens alle drei Stunden überprüfen, wie Forscher berichten.
Die Wikinger kannten keinen Magnetkompass – und doch waren sie drei Jahrhunderte lang die Herrscher des Atlantischen Ozeans. Als begnadete Seefahrer drangen die Nordmänner sogar bis nach Grönland und Nordamerika vor. Was war ihr Geheimnis? Der Legende nach half den Wikingern ein sogenannter „Sonnenstein“ bei der Navigation: ein spezieller Kristall, der einfallendes Licht in zwei Strahlen bricht.
Indem man den Kristall solange dreht, bis beide Strahlen gleich hell sind, lässt sich die Position der Sonne orten. Dank eines solchen Steins konnten die Nordmänner daher wahrscheinlich auch bei bewölktem Himmel und in der Dämmerung sicher navigieren. Experimente belegen, dass die Methode erstaunlich genau ist. Demnach weichen die mit ihr ermittelten Werte nur um wenige Grad vom richtigen Kurs ab.

Von Norwegen nach Grönland
Doch konnten die Wikinger damit tatsächlich von Norwegen bis nach Grönland segeln – und wenn ja, von welchen Faktoren hing der Navigationserfolg auf einer solchen Reise ab? Um das zu überprüfen, haben Dénes Száz und Gábor Horváth von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest die damals etwa drei Wochen dauernde Fahrt nach Grönland oder von dort wieder zurück tausendmal unter unterschiedlichen Bedingungen simuliert.