Depressive Gene: Forscher haben 30 neue Geneorte entdeckt, die mit einer schweren Depression zusammenhängen. Die Gene sind besonders in der Großhirnrinde aktiv. Als ursächliche Risikofaktoren identifizierten sie Übergewicht und ein geringes Bildungsniveau. Die Entschlüsselung der genetischen Ursachen sollen dabei helfen die Entstehung von Depression zu verstehen und neue Therapien entwickeln, wie die Forscher nun im Fachmagazin „Nature Genetics“ berichten.
Eine Depression ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung und betrifft Schätzungen zufolge 14 Prozent der Weltbevölkerung. Betroffene sind typischerweise in negativen Gedankenschleifen gefangen, antriebslos und haben manchmal sogar Todesgedanken. Die häufigen Folgen: Arbeitsunfähigkeit und stationäre Behandlung. „Das persönliche Leid der Betroffenen und die volkswirtschaftlichen Folgen sind dramatisch“, sagt Markus Nöthen vom Universitätsklinikum Bonn. „Die vorhandenen Medikamente helfen nicht bei allen Patienten, der Forschungsbedarf ist deshalb groß.“
Großprojekt sucht nach „depressiven“ Genvarianten
Wie bei vielen Erkrankungen stellen sich Forscher auch bei der Depression die Gretchenfrage der Biologie: Welchen Einfluss haben Gene oder Umwelt? „Viele Umweltfaktoren tragen zur Depression bei, aber die Identifikation der genetischen Faktoren stößt die Türen zu den biologischen Ursachen auf“, sagt Erstautorin Naomi Wray von der University of Queensland in Australien. Einen erblichen Zusammenhang nachzuweisen, ist in diesem Fall jedoch aufwendig, denn die Beiträge einzelner Gene zu der komplexen Krankheit sind gering.
Damit die „depressiven Gene“ nicht im genetischen Hintergrundrauschen untergehen, brauchten die Wissenschaftler eine besonders große Stichprobe. Wray hat deswegen zusammen mit 200 weiteren Wissenschaftlern das Erbgut von 135.548 Patienten nach Genen durchleuchtet, die mit Depressionen in Verbindung stehen könnten. Als Vergleich diente ihnen das Erbgut von 344.901 gesunden Kontrollpersonen. Traten Mutationen vergleichsweise gehäuft in den Genen von Erkrankten auf, könnten diese Gene mit der Depression zusammenhängen.