Knapp an der Katastrophe vorbei: Unser Sonnensystem könnte in seiner Frühzeit den nahen Vorbeiflug eines Nachbarsterns überstanden haben. Dabei passierte ein etwa sonnengroßer Stern in nur dreifachem Neptunabstand unsere Sonne – und riss einen Teil der Urwolke mit sich. Diese Passage könnte auch erklären, warum die Flugbahnen vieler Himmelskörper jenseits des Neptun gegenüber der Bahnebene der Planeten geneigt sind, wie die Astronomen berichten.
Unser Sonnensystem hat eine turbulente Anfangszeit hinter sich: Die junge Sonne überzog ihre protoplanetare Scheibe mit heftigen Strahlenausbrüchen, Kollisionen schleuderten Protoplaneten aus ihrer Bahn oder ließen sie umkippen. Astronomen vermuten zudem, dass unsere Sonne einst Teil eines Doppelsternsystems war. Später dann kam ihr ein benachbarter Roter Zwerg vorübergehend nahe – und könnte einige Kometen aus ihrer Bahn geworfen haben.
Passage in dreifachem Neptunabstand
Doch wie sich jetzt zeigt, könnte unsere Sonne in ihrer Jugend sogar knapp einer Beinahe-Katastrophe entgangen sein. Denn wie Susanne Pfalzner vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie und ihr Team herausfanden, spricht einiges dafür, dass vor mehr vier Milliarden Jahren ein Stern durch den Außenrand der solaren Urwolke wanderte.
Demnach zog damals ein Stern von 0,5 bis einer Sonnenmasse in einem Abstand von nur rund 100 astronomischen Einheiten (AU) an der jungen Sonne vorbei – das entspricht etwa dem dreifachen Abstand des Planeten Neptun zur Sonne. Der Stern streifte dabei durch den Rand der 150 AU großen solaren Akkretionswolke und riss dabei einen Teil des Materials aus ihr mit.