Das Ende naht: Nach mehr als zwölf Jahren im All geht nun der Treibstoff der NASA-Raumsonde Dawn zur Neige – der ersten Sonde im Asteroidengürtel. Noch im September könnte Dawn aufgrund von Treibstoffmangel verstummen. Sie wird aber nicht abstürzen, sondern soll in einem stabilen Orbit um den Zwergplaneten Ceres bleiben, wie die NASA berichtet. Die Raumsonde hat während ihrer Mission den Zwergplaneten Ceres und den Asteroiden Vesta erforscht.
Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter kreisen unzählige größere und kleinere Brocken aus Gestein und Eis – Relikte aus der Frühzeit unseres Sonnensystems. Unter ihnen sind wasserarme Asteroiden, aber auch inaktive Kometenkerne und sogar Zwergplaneten. Weil ihre Eigenschaften viel über die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems verraten, sind diese Himmelskörper für Planetenforscher besonders spannend.
Kaum noch Treibstoff{
Im Jahr 2007 wurde daher die Raumsonde Dawn auf den Weg in den Asteroidengürtel geschickt. Angetrieben von Ionentriebwerken auf Basis von Xenongas, erreichte die Sonde 2011 ihr erstes Ziel, den Asteroiden Vesta. 2015 folgte als zweites Ziel der Zwergplanet Ceres. Für die Flugmanöver in den Orbits um diese Himmelskörper und die Drehung ihrer Radioantenne zur Erde nutzt die Raumsonde den Treibstoff Hydrazin für ihre Antriebsdüsen
Dieser Treibstoff ist nun so gut wie erschöpft. Nach Angaben der NASA wird das Hydrazin nur noch für wenige Wochen reichen. Voraussichtlich noch im September oder spätestens im Oktober wird Dawn daher verstummen und ihre Funktionen einstellen. „Es ist zwar sehr traurig, Dawns Abschied von unserer Sondenfamilie zu erleben, aber wir sind sehr stolz auf ihre Errungenschaften“, sagt Lori Glaze von der NASA.
Für immer im Orbit
Im Gegensatz zur Raumsonde Cassini, die im September 2017 ihr Ende in einem Sturzflug in den Saturn fand, wird Dawn jedoch nicht abstürzen. Stattdessen wurde Dawn von der NASA in einem stabilen Orbit um Ceres gebracht, in dem sie mindestens 20 Jahre, wahrscheinlich aber noch Jahrzehnte länger bleiben wird, wie die NASA mitteilt.
Möglich ist dies, weil der Zwergplanet keine Atmosphäre besitzt, die die Sonde abbremsen könnte. Sie kann dadurch auch ohne Antrieb ihren Schwung lange behalten und ohne abzusinken im Orbit bleiben. „Dawn endet damit als stummes Himmelsmonument der menschlichen Kreativität und Erfindungsgabe“, sagt Marc Rayman vom Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Überraschende Einblicke
Die Raumsonde Dawn hat im Laufe ihrer Mission neue und einzigartige Erkenntnisse über die Himmelskörper des Asteroidengürtels geliefert. „Dawn hat uns exotische, mysteriöse Landschaften auf diesen Objekten gezeigt, die nichts ähneln, was wir zuvor kannten“, sagt Rayman. So enthüllte die Sonde, dass der Zwergplanet Ceres einst flüssiges Wasser besaß und möglicherweise noch heute salzhaltige Lauge unter seiner Kruste fließt. Auch einen Eisvulkan und organisches Material wies die Raumsonde auf Ceres nach.
Am Asteroiden Vesta klärten Daten der Raumsonde, dass dieser einst einen gewaltigen Doppel-Einschlag erlebte, und dass es auf seiner Oberfläche eine unerwartet reiche Vielfalt an Materialien gibt. Zudem besaß Vesta einst einen Kern aus flüssigem Metall, der ein starkes Magnetfeld um den Asteroiden erzeugte.
„Vesta und Ceres spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht zu verstehen, wie diese Region des Sonnensystems entstanden ist“, erklärt Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. „Erst durch Dawn haben wir eine gesicherte Vorstellung davon, wie beide Körper im Innern aufgebaut sind und aus welchen Stoffen ihre Oberfläche besteht.“ Das wiederum liefert wertvolle Informationen über die Frühzeit des Sonnensystems und auch die Bildung unseres eigenen Planeten.
(NASA, 10.09.2018 – NPO)