Cannabis ist auf dem besten Wege, seinen schlechten Ruf gutzumachen: Denn der aktive Wirkstoff der Droge, Tetrahydrocannabinol, kurz THC, kann Krebszellen zerstören. Jetzt haben Wissenschaftler mittels Mikroarray-Technik einige der entscheidenden Prozesse der Anti-Krebs-Wirkung aufgedeckt.
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Cannabis wird schon seit längerer Zeit in der Behandlung von Krebspatienten eingesetzt. Wirkung zeigt die Droge vor allem in der Schmerztherapie, als Appetitanreger und als Hilfsmittel gegen die durch Chemotherapie ausgelöste Übelkeit. Noch allerdings hemmen der schlechte Ruf des Cannabis als Rauschdroge und die komplizierte rechtliche Situation die Einsatzmöglichkeiten. Doch immer häufiger stoßen Wissenschaftler inzwischen auch auf Hinweise auf eine Wirkung des Cannabis-Wirkstoffs THC als Anti-Tumor-Mittel. THC und verwandte Verbindungen greifen Tumorzellen an, indem sie für das Wachstum der Krebszellen wichtige Stoffwechselwege stören. Doch was genau dabei passiert, konnte bislang nicht festgestellt werden.
Tausende Minitests auf einem Chip
Jetzt hat ein Forscherteam um Wai Man Liu von der Medizinhochschule Queen Mary’s der Universität London eine neue Mikroarray-Technik eingesetzt, um den Wirkungsmechanismen auf den Grund zu gehen. Ein Miokroarray besteht im Prinzip aus nichts anderem als aus einem kleinen Objektträger, auf dem tausende von kleinen, jeweils auf bestimmte Gene spezifischen Tests aufgebracht sind. Wird nun die DNA-Lösung einer bestimmten Zelltyps aufgebracht, zeigen Verfärbungen oder Fluoreszenzmarkierungen, welche Gene aktiv und vorhanden sind.
Die Forscher nutzen diese Technik, um die Gene von Tumorzellen vor und nach einer Behandlung mit THC zu untersuchen. Es zeigte sich, dass THC Veränderungen in mehr als 18.000 Genen verursachte. Wie die Daten ergaben, wirkt das Cannabis offenbar auf bestimmte Stoffwechselwege, die für das Überleben der Zellen entscheidend sind.
Chance für Leukämiekranke Kinder
“Es ist wichtig zu betonen, dass diese Cannabis-ähnlichen Substanzen weit von dem als Droge gerauchten Cannabis entfernt sind”, erklärt Liu. „Diese neuen Verbindungen wurden speziell entwickelt und sind frei von psychogenen Wirkungen, dafür aber wirksam gegen Tumorzellen. Das Verständnis der fundamentalen Mechanismen dieser Verbindungen wird uns Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Wirkstoffe bringen, die wir einsetzen können, um krebs effektiver zu bekämpfen.“
Obwohl die Leukämie zu den Krebsarten zählt, bei denen mit gängigen Behandlungsmethoden noch relativ gute Heilungschancen bestehen, gibt es einige Menschen, die nicht mit dieser konventionellen Therapie behandelt werden können: Rund bei einem Viertel aller leukämiekranken Kinder schlägt die Therapie nicht an. Für sie könnte eine neue Therapie – beispielsweise mithilfe von Cannabis – den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
(Queen Mary, University of London, 01.03.2006 – NPO)