Unser Sonnensystem besteht seit gestern nur noch aus acht Planeten. „Schuld“ daran ist die erste exakte wissenschaftliche Definition des Begriffs Planet durch die 26. Vollversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) am 24. August 2006 in Prag. Danach hat der Pluto, benannt nach dem römischen Gott der Unterwelt, seinen Status verloren.
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Laut Beschluss der IAU verteilen sich die Objekte im Sonnensystem künftig auf drei Kategorien: Zum einen auf die vertrauten acht schon vor dem 20. Jahrhundert bekannten Planeten. Ferner auf die seither durch zahlreiche Beobachtungen stetig anwachsende Zahl von Zwergplaneten und schließlich auf unzählige Kleinkörper im Sonnensystem. Die acht Planeten sind Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Pluto ist nun ein Zwergplanet, wie auch der transneptunische Körper 2003 UB313, und schließlich auch der Asteroid Ceres.
"Mit acht Planeten 'zu leben' und in Zukunft den Pluto außen vor zu lassen – das wird für viele unserer Zeitgenossen zunächst sicherlich etwas ungewohnt sein", so Tilman Spohn, Direktor des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof und Professor für Planetenphysik an der Universität Münster. "Aber im Grunde ist die Definition von Planeten der IAU weitgehend gut nachzuvollziehen – und daher ist es auch schlüssig, den seit seiner Entdeckung 1930 liebgewonnenen Pluto mit seinem Mond Charon nicht länger zu den eigentlichen Planeten zu zählen, sondern ihm und seinen Verwandten eine eigene Klasse zuzuordnen."
Was ist ein Planet? Mit dieser, nur auf den ersten Blick trivialen Frage mussten sich die Astronomen und Planetenforscher in den vergangenen Jahren sehr intensiv beschäftigen. Bei der IAU-Vollversammlung war sie während zweier Wochen das beherrschende Thema für über zweieinhalbtausend Wissenschaftler.
Planeten sind von nun an alle:
– Himmelskörper, die in einer kreisnahen Bahn ein Zentralgestirn umrunden und dabei nicht selber Sterne sind;
– Himmelskörper, die ausreichend Masse haben, um durch ihre eigene Schwerkraft eine annähernd kugelförmige, hydrostatisch ausgeglichene Gestalt anzunehmen;
– Himmelskörper, die während der Entwicklung des Sonnensystems ihre Umgebung von anderem kosmischen Material freigeräumt haben.
Erweiterung der Planetenfamilie abgelehnt
Nach dem Wortlaut der IAU-Abstimmung gelten dagegen als Zwergplaneten Himmelskörper, bei denen zwar die beiden ersten genannten Bedingungen für Planeten erfüllt sind, die jedoch ihre kosmische Umgebung nicht von Material freiräumen konnten. Gleichzeitig dürfen sie auch nicht Trabanten eines Planeten sein. Die Resolution soll laut IAU vorerst nur für unser Sonnensystem gelten. Bis heute haben Astronomen an etwa 180 benachbarten Sternen Planeten indirekt nachweisen können.
Die IAU-Vollversammlung lehnte somit auch einen Vorschlag ab, der in der ersten Tagungswoche weltweit für Schlagzeilen sorgte. Dieser beinhaltete die Erweiterung der Planetenfamilie auf zwölf Himmelskörper: Zusätzliche Planeten wären demnach sowohl ein vor drei Jahren entdeckter Körper namens 2003 UB313 geworden, der noch weiter als Pluto von der Sonne entfernt und sogar größer als dieser ist. Außerdem der Plutomond Charon, und schließlich der Asteroid Ceres, der seine Bahn um die Sonne im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter beschreibt.
Definition mit Mängeln?
"Mit diesen Kriterien wurden doch deutliche Grenzlinien gezogen, wenn auch das dritte Kriterium letzte Klarheit vermissen lässt", erläutert Spohn. "Durch die immer ausgefeiltere Beobachtungstechnik werden schon in naher Zukunft sicher noch eine ganze Menge weiterer Körper jenseits des Neptun entdeckt werden, die aber eigentlich zu einer ganz anderen Klasse von Körpern des Sonnensystems gehören – und die ja nun mit den 'Zwergplaneten' auch ihre Einordnung bekommen haben."
Generationen von Astronomen begnügten sich auf der Grundlage ihrer Beobachtungen bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert mit der Definition, dass Planeten diejenigen, bis dahin mit dem bloßen Auge oder mit Teleskopen sichtbaren acht Himmelskörper sind, die um die Sonne kreisen. Planeten unterscheiden sich in ihren Bahnen markant von denen der "Fix"-Sterne, die scheinbar um die Himmelspole rotieren. Vor diesem Sternenhintergrund bewegen sich die Planeten. Der Name "Planet" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Wanderer". Teilweise werden diese Planeten, wie auch unsere Erde, wiederum von Trabanten, also Monden, umkreist.
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 25.08.2006 – DLO)