Der Pflanzenschädling Ustilago maydis vermehrt sich in den Blättern und Blüten der Maispflanze, ohne dass diese zu Abwehrmechanismen greift. Auf noch unbekannte Weise löst der Pilz dabei die Bildung großer Wucherungen, so genannter Gallen aus, in denen er von der Pflanze mit Nährstoffen versorgt wird. Bislang war es nicht bekannt, wie der Parasit die Wirtspflanze von seiner Harmlosigkeit „überzeugt“. Forscher haben nun jedoch die Genomsequenz des Pilzes analysiert und eine bislang unbekannte Strategie der Pflanzeninfektion entdeckt. Sie berichten hierüber in der aktuellen Ausgabe von Nature.
Es sieht schon unappetitlich aus: Wenn Ustilago maydis eine Maispflanze befällt, tragen deren Kolben keine knackigen Körner, sondern monströse Beulen. Ein wirksames Mittel gegen den Erreger des Maisbeulenbrandes gibt es bislang nicht. Bei der Suche danach ist ein internationales Team von Biologen nun jedoch einen großen Schritt weitergekommen. Angeführt von Forschern des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie in Marburg haben die Wissenschaftler das Genom des Schädlings analysiert. Dabei haben sie unter den 7.000 Genen des Pilzes einige gefunden, mit denen dieser auf Kosten seiner Wirtspflanze lebt – ohne sie zu töten. Möglicherweise helfen diese Gene dem Pilz auch, die Abwehr der Pflanzen zu umgehen. Forscher hoffen nun, diese Erkenntnisse auf andere Pilze zu übertragen, die wie Ustilago maydis auf lebende Pflanzen angewiesen sind.
Geschwülste als Delikatesse
In Mexiko gelten die Gallen von Ustilago maydis als Delikatesse. Den Landwirten in den meisten anderen Ländern sind die Geschwülste, die sich an Maiskolben entwickeln, jedoch ein Ärgernis. Der Pilz ist zwar nicht giftig, weshalb infizierte Maispflanzen problemlos als Viehfutter verwendet werden können, für Maismehl oder als Popcorn taugen die Beulen aber nicht. Vor allem die US-amerikanische Landwirtschaftsbehörde bemüht sich seit langem, gegen den Pilz vorzugehen – bislang vergebens.
Ein Team von knapp 80 Wissenschaftlern aus der ganzen Welt ist dabei jetzt ein gutes Stück vorangekommen. Die Forscher untersuchten das Genom des Pilzes, um herauszufinden, wie dieser die Pflanze schädigt. Dabei haben sie eine Vielzahl von Genen identifiziert, die Baupläne für sekretierte Proteine enthalten. Solche Proteine scheidet der Pilz aus. Einige dieser Gene liegen im Genom an benachbarten Orten – sie bilden Cluster. Das ist ein Hinweis darauf, dass sie an ein und demselben Prozess mitwirken könnten.