Das Kleinhirn hat viel mehr Aufgaben, als bisher angenommen. Dazu gehören Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder Fluss der Sprache. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler im Rahmen der 30. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP), die vom 25. bis 27. März 2004 in Bern stattfindet.
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Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass dieser – beim Menschen oberhalb des Nackens liegende, stark gefurchte – Teil des Gehirns vor allem eines tut: unterschiedlichste Bewegungen, Grob- und Feinmotorik steuern. „Neuere Studien haben jedoch gezeigt, dass das Kleinhirn auch für zahlreiche nicht-motorische Funktionen wichtig ist“, erläutert Professor Eugen Boltshauser von der Universitäts-Kinderklinik Zürich. Dabei handele es sich unter anderem um Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder den Fluss der Sprache. Ebenso präge das Cerebellum Affektsteuerung und Verhalten eines Menschen.
Nicht immer entwickelt sich das Gehirn fehlerfrei. Dadurch können Missbildungen im Bereich des Kleinhirns auftreten. Bei den Betroffenen erzeugt dies nicht nur Probleme in der Abstimmung von Bewegungen. Es wirkt sich mitunter auch negativ auf Prozesse wie etwa Erkennen und Wahrnehmen aus. In Bern präsentieren Wissenschaftler aktuelle Daten zum frühkindlichen Wachstum des Cerebellums.
Eine Studie von Peter Brugger vom Institut für Anatomie in Wien offenbart eine rasante Entwicklung: von der Geburt eines Kindes bis zum Ende des ersten Lebensjahres vervierfacht sich die Größe des Kleinhirns. Anschließend verlangsamt sich das Wachstum. Bei Fünf- bis Siebenjährigen hat es schließlich die Größe des erwachsenen Gehirns erreicht. Die Ergebnisse ermöglichen unter anderem, Missbildungen des Kleinhirns zukünftig besser zu erkennen.
(idw – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften, 25.03.2004 – DLO)