Die Überreste eines riesigen, vier Meter langen, meeresbewohnenden Schwimmsauriers haben Forscher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in einer Tongrube im Kreis Höxter entdeckt. Das Ungewöhnliche an dem Fund ist nach Angaben der Wissenschaftler seine Seltenheit: Bisher wurde in Norddeutschland nie zuvor ein vollständig erhaltenes Skelett eines Schwimmsauriers gefunden.
Es handelt sich bei dem gewaltigen Urzeittier vermutlich um einen Plesiosaurier. Seine fossilen Knochen werden vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster auf rund 185 Millionen Jahre geschätzt, der Zeit des Unteren Jura (Lias).
Zwei Paddel und ein langer Hals
Plesiosaurier waren Meeresreptilien mit zwei paddelähnlichen Flossenpaaren und einem langen Hals. Die Flossen saßen an einem relativ starren Körper, dessen Rückgrat deutlich gewölbt war und durch verstärkte Rippen zusätzlich Halt erhielt. Eine abschließende Bestimmung des Fundes, der zurzeit in Sedimentblöcken geborgen wird, steht noch aus.
Vom Grabungsteam der paläontologischen Denkmalpflege des LWL-Museums für Naturkunde konnten bisher Rippen, Knochen der hinteren und vorderen Extremitäten, wie etwa Schulterblatt und Fingerknochen, sowie Wirbel freigelegt werden. Die Wirbelsäule wurde von den Forschern sogar vollständig geborgen. Dabei stellte sich heraus, dass das Tier, anhand der Wirbelsäulenlänge gemessen, schon über vier Meter Körperlänge hat.
Der Saurier liegt auf dem Rücken und wurde in dieser Haltung freigelegt. Erst wenn er im LWL-Museum für Naturkunde vollständig freipräpariert wurde, zeigt sich, was bisher noch an Knochen verborgen war. Erst dann kann seine endgültige Länge bestimmt werden.
Hobbypaläontologen mit Sensationsfund
Mitte Juni waren die Paläontologen im Museum für Naturkunde von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter über die ungewöhnliche Entdeckung informiert worden. Er hatte durch die eigentlichen Finder, zwei Hobbypaläontologen, von dem Knochenfund erfahren und ihn vorschriftsmäßig gemeldet.
Nach der Ortsbesichtigung durch einen LWL-Fossilienforscher begann eine Rettungsgrabung. Um Raubgrabungen zu vermeiden, wurde zunächst die Öffentlichkeit nicht informiert. Das Grabungsteam bleibt jetzt Tag und Nacht an der Grabungsstelle. An den Wochenenden wird vom LWL-Museum für Naturkunde ein Wachdienst engagiert, der an der Tongrube aufpasst.
Schwierige Bedingungen vor Ort
Die Grabung selbst verläuft unter schwierigen Bedingungen, denn das Team muss gegen den Regen und das steigende Grundwasser ankämpfen. Direkt an der Grabungsstelle sickert quellartig Wasser aus dem Boden.
Die Knochen werden von den Wissenschaftlern nicht einzeln geborgen, dazu fehlt die Zeit. Darum wird der Fund durch so genannte Blockbergungen gesichert. Tonsteine mit den fossilen Knochen werden mit Harz eingestrichen und anschließend mit viel umgebenden Gestein in großen Blöcken, stabilisiert durch untergelagerte Eisenstäbe, aus der Erde befreit. Geborgen wurden bisher neun Blöcke mit Knochen und Sediment.
(Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), 18.07.2007 – DLO)