Klima

CO2-Konzentration höchste seit 800.000 Jahren

Ältester Eisbohrkern liefert neue Klimadaten

EPICA-Eisbohrkern © Universität Bern

Die heutigen CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre sind mehr als 28 Prozent höher als je zuvor in den letzten 800.000 Jahren. Das starke Treibhausgas Methan erreicht sogar 124 Prozent mehr. Das ist eines der Ergebnisse, die ein internationales Forscherteam anhand des ältesten je geborgenen antarktischen Eisbohrkerns gewonnen hat. Im Fachmagazin „Nature“ sind jetzt gleich zwei Studien dazu erschienen.

Die Rekonstruktion der Treibhausgas-Konzentrationen in der Vergangenheit stellt einen Eckpfeiler der aktuellen Klimaforschung dar, denn sie erlauben Rückschlüsse auf die mögliche zukünftige Entwicklung des Klimas. Eine wichtige Methode ist die Gewinnung von Klimadaten aus Eisbohrkernen.

800.000 Jahre altes Eis als Klimaarchiv

Im Rahmen von EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) drang ein internationales Forscherteam an der Antarktis-Station Dome Concordia im Jahr 2004 in eine Tiefe von 3.270 Metern vor. Mit einem Alter von über 800.000 Jahren gewannen sie das älteste je geborgene Eis. In diesem Eisbohrkern ist die Information über acht vollständige Eiszeitzyklen enthalten.

Dünnschliff eines Eisbohrkerns aus einer Tiefe von 114 Metern. Er zeigt im polarisierten Licht Grenzen der Eiskristalle und Gasblasen. © S. Kipfstuhl (AWI Bremerhaven) und B. Stauffer (Universität Bern)

An der eingeschlossenen Luft wurden nun die ältesten Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) gemessen. Zwei Studien des Oeschger Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern und des Laboratoire de Glaciologie et Géophysique de l’Environnement, Grenoble (Frankreich) sowie weitere Partner werden nun in „Nature“ als Titelgeschichte publiziert. Die jetzt veröffentlichten Daten liefern neue Eckwerte in der Diskussion über das Ausmaß und die Bedeutung des gegenwärtigen Anstieges der Treibhausgase durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Änderung der Landnutzung.

Hinweise auf abrupte Klimaschwankungen

Die erste Arbeit bestätigt den engen Zusammenhang zwischen CO2 und der Temperaturentwicklung. Zudem beschreibt sie die tiefste CO2-Konzentration, die über einen Zeitabschnitt von einigen hundert Jahren vor 667.000 Jahren vorherrschte. In 770.000 Jahre altem Eis entdeckten die Forschenden der Universität Bern zudem natürliche Schwankungen von CO2 und CH4, die denjenigen der letzten Eiszeit vor etwa 40.000 Jahren sehr ähnlich sehen. Dies weist darauf hin, dass auch während früheren Zeiten eine ähnliche Dynamik die Klimageschichte geprägt hat, wie während der letzten Eiszeit. Die Forschenden schließen daraus, dass sich abrupte Klimaschwankungen – sogenannte Dansgaard-Oeschger-Ereignisse – mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vor 770.000 Jahren ereignet haben.

Verstärkung der Fluktuationen

Die zweite Arbeit untersuchte den vollständigen Methan-Datensatz über die letzten 800.000 Jahre aus dem EPICA-Eisbohrkern. Die hohe zeitliche Auflösung in Abschnitte von ungefähr 380 Jahren erlaubt erstmals einen Einblick in natürliche Klimaschwankungen, die von mehreren Jahrhunderten bis hin zu ganzen Eiszeitzyklen von 100.000 Jahren dauerten. Dabei wurden die Variationen, die durch die Schiefe der Erdachse und der Richtungsänderung der Erdrotation verursacht werden, in den letzten 400.000 Jahren deutlich stärker. Daraus folgern die Forscher, dass seither Monsun-Strömungen in den Tropen stärker geworden sind.

(Universität Bern, 15.05.2008 – NPO)

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