Die Marssonde Phoenix hat mit ihren ersten chemischen Analysen von Marsproben eine Sensation zutage gefördert: Es zeigt sich, dass der Marsuntergrund keineswegs giftig und per se lebensfeindlich ist, wie noch vor kurzem angenommen. Stattdessen enthält er Nährstoffe, die sich auch in unserer Gartenerde finden.
Die NASA Sonde Phoenix Lander hat an ihrem 26. Marstag ihre ersten Analysen marsianischen Bodens mittels ihres „Wet chemistry Experiments“ durchgeführt. Der Roboterarm entnimmt dafür eine Bodenprobe aus dem Permafrost-Untergrund und bringt sie in eine der speziell dafür vorgesehenen Analysekammern an Bord des Landers ein. Die hier ablaufenden Experimente stellen einen historischen Präzedenzfall dar, denn zuvor ist dies nur auf der Erde, nie auf einem anderen Planeten erfolgreich durchgeführt worden.
Nährstoffe und Salze wie irdischer Boden
„Wir schwimmen geradezu in chemischen Daten”, erklärt Michael Hecht vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Mit den Ergebnissen, die wir von Phoenix erhalten haben können wir beginnen zu sagen, welche Aspekte des marsianischen Untergrunds Leben ermöglichen könnten.“
“Dieser Boden scheint den Oberflächenschichten in den oberen Trockentälern der Antarktis sehr ähnlich zu sein”, erklärt Sam Kounaves von der Tufts Universität. „Der geringe Säuregehalt des Bodens ist erstaunlich. An diesem speziellen Ort, rund 2,5 Zentimeter unter der Marsoberfläche, ist der Boden sehr basisch, mit einem pH zwischen 8 und 9. Wir haben auch eine ganze Reihe von Salzverbindungen entdeckt, die wir bisher noch nicht genauer analysiert haben, aber Magnesium, Kalium, Natrium und Chlorid sind dabei.“
Im Prinzip ähnelt der Marsboden in diesen Aspekten durchaus normaler irdischer Gartenerde. In jedem Fall fehlt bisher jedes Anzeichen für giftige Bestandteile des Bodens. Und auch Hinweise auf die Präsenz von Wasser zumindest in der Vergangenheit mehren sich: „Die Salze sind gleichzeitig ein Beleg für Wasser“, so Kounaves. „Im Laufe der Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das faszinierendste am Mars nicht die Tatsache ist, dass er eine fremde Welt ist, sondern dass er in vielen Aspekten wie der Mineralogie, der Erde so ähnlich ist.“
Klare Hinweise auf Wasser
Ähnlich aufsehenerregende Ergebnisse lieferte inzwischen auch ein zweites Analysegerät, der Thermal and Evolved-Gas Analyzer (TEGA), der Bodenproben allmählich bei bis zu 1.000 Grad verdampft und dann die flüchtigen Bestandteile mithilfe eines Gaschromatographen analysiert. „An diesem Punkt können wir schon sagen, dass der Boden in der Vergangenheit eindeutig mit Wasser interagiert hat“, so William Boynton von der Universität von Arizona und leitender Wissenschaftler des TEGA Experiments. „Wir wissen allerdings noch nicht, ob diese Interaktion sich in diesem speziellen Gebiet der Nordpolarregion ereignete oder ob dies anderswo geschah und der Boden als Staub hierher wehte.“
Klar scheint in jedem Falle, dass einige der bisherigen Annahmen über den Mars und seinen Untergrund spätestens jetzt radial verändert werden müssen. Noch hat der Phoenix nicht alle seine Experimente abgeschlossen – die Forscher sind daher auf weitere Überraschungen gefasst.
(NASA/JPL, 30.06.2008 – NPO)