Der Biss eines weißen Hais ist so stark wie der keines anderen lebenden Tieres, das haben neueste Messungen jetzt belegt. Sie enthüllten auch, dass der ausgestorbene Vorfahr des Hais, das Megalodon, den stärksten Biss überhaupt besaß – gegen seine tödlichen Kiefer war selbst der gefürchtete Tyrannosaurus rex ein Schwächling.
Haiforscher von der Universität von New South Wales, der Newcastle Universität und dem NSW Department of Primary Industries Fisheries in Australien sowie von der Universität von Kalifornien in den USA haben biomechanische und anatomische Daten von Schädeln und Muskelgeweben von weißen Haien und von seinem ausgestorbenen Vorfahren, dem Carcharodon megalodon, analysiert und dabei bisher Unbekanntes über die „Tischmanieren“ der beiden tödlichen Riesen herausgefunden.
Bisskraft von 1,8 Tonnen
Aus dem Schädel eines 2,4 Meter langen weißen Hais erzeugten die Forscher mithilfe modernster Computer- und Röntgentechnik 3D-Modelle, für die sie dann mithilfe spezieller Software und dem mathematischen Verfahren der „finite Elemente Analyse“ Muskeln und Bindegewebe rekonstruierten. Anschließend nutzten sie dieses Modell, um Simulationen unterschiedlicher Beißszenearien durchzuführen und zu analysieren, wie stark der weiße Hai zubeißen konnte, aber auch, wie sich die Belastungen und Kräfte im Kiefer verteilten.
Es zeigte sich, dass die größten weißen Haie eine Bisskraft von bis zu 1,8 Tonnen besitzen. Ein großer afrikanischer Löwe erreicht im Vergleich nur 560 Kilogramm, der Mensch gerade mal magere 80 Kilogramm. „Die Natur hat dieses Raubtier mit mehr als genug Kraft ausgestattet um große und potenziell gefährliche Beute zu töten und zu fressen“, erklärt Steve Wroe, Hauptautor der Studie und Biologe von der Universität von New South Wales. „Dazu muss man auch bedenken, dass die extrem scharfen gezackten Zähne relativ geringe Kraft brauchen um auch dicke Haut, Fett oder Muskeln zu durchdringen.“
Für die Forscher ist der weiße Hai damit einer der am stärksten zubeißenden lebenden Kreaturen, möglicherweise sogar die stärkste. Selbst das elastische Knorpelmaterial, aus dem die Haikiefer bestehen, tun der gewaltigen Kraft seines Bisses keinen Abbruch, wie Wroe und seine Kollegen feststellten.
Gegen das Megalodon war selbst T.rex harmlos
Doch damit nicht genug, erstellten die Wissenschaftler nach der gleichen Methode auch ein entsprechendes Modell eines noch gewaltigeren Jägers der Meeres, des Megalodon. Mit rund 16 Metern Länge und bis zu 100 Tonnen Gewicht war dieser urzeitliche Vorfahre des weißen Hais noch einmal rund 30 Mal schwerer als sein neuzeitlicher Verwandter. Das Megalodon jagte zu seiner Zeit vermutlich große Wale und setzte sie außer Gefecht, indem es ihnen Schwanz- und Brustflossen abbiss bevor es sie fraß.
Entsprechend stark waren auch seine Kiefer. Mit einer Bisskraft von 10,8 bis 18,2 Tonnen übertrifft das Megalodon alles bisher bekannte mit Abstand. Selbst der Tyrannosaurus rex, der gefürchtete und große Raubsaurier, war in dieser Hinsicht keine echte Konkurrenz: „Schätzungen ergeben für den T.rex ein Bisskraft von rund 3.1 Tonnen“, erklärt Wroe. „Das ist zwar mehr als die des heute lebenden weißen Hais, aber winzig verglichen mit dem Megalodon.“
(University of New South Wales, 05.08.2008 – NPO)