Allerdings hat diese These gleich mehrere Haken, denn längst nicht immer ist die Verbindung so eindeutig. „Ererbte Nachnamen in Großbritannien sind viele hundert Jahre alt und jeder Name könnte auch mehrere Begründer gehabt haben“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Ereignisse wie Adoptionen, Namensänderungen oder Scheinvaterschaften könnte den Link unterbrechen.“
…aber nicht immer
Ein anderes Hindernis ist die Tatsache, dass vor rund 700 Jahren, als die meisten Nachnamen entstanden, auch mehrere Personen den gleichen Nachnamen wählten oder verliehen bekamen. „Der Nachname Smith ist ein gutes Beispiel dafür, da er sich aus dem Beruf des Schmieds herleitet und viele Männer ihn daher angenommen haben könnten“, so King. „Das bedeutet dass mit diesem Namen nicht ein sondern viele Typen von Y-Chromosomen verbunden sind. Anders sieht es aber bei selteneren Namen aus. Hier könnte es tatsächlich nur einen Begründer der Linie gegeben haben und alle Männer die heute diesen Namen tragen wären dann seine Nachfahren und könnte in einem großen Familienstammbaum zusammengefasst werden.“
Übereinstimmung bei bis zur Hälfte der namensgleichen Männer
Um ihre These zu prüfen, rekrutierte die Forscherin mehr als 2.500 Männer mit mehr als 500 unterschiedlichen Nachnamen für ihre Studie und verglich deren Y-Chromosomentypen. Zwischen den Träger häufiger Namen ergab sich eine genetische Übereinstimmung bei nur 24 Prozent der Männer, diese stieg auf 50 Prozent der Träger bei selteneren Namen. Um dies weiter zu verfolgen, schaute sich die Wissenschaftlerin 40 Namen und ihre Träger noch einmal genauer an und rekrutierte dafür weitere Probanden.
Hohe Trefferquote bei Attenborough
Sie entdeckte dabei deutliche Unterschiede und konnte auch feststellen, welche Namen auf einen und welche auf mehrere Gründer zurückgingen. Mehr als 70 Prozent der Männer mit Nachnamen wie Attenborough und Swindlehurst teilten die gleichen oder nahezu identische Chromosomentypen, während sich bei Namen wie Revis, Wadsworth und Jefferson mehrere miteinander nicht verwandte Gruppen herauskristallisierten.
„Die Tatsache das es eine starke Verbindung zwischen dem Nachnamen und dem Chromosomentyp gibt, könnte zukünftig auch in der forensischen Wissenschaft von Nutzen sein“, so King. „Denn da es bereits große Datenbanken von Namen und von DNA-Profilen gibt, könnte ein Rückschluss auf den Nachnamen eines Täters über sein Y-Chromosom eines Tages zumindest in vielen Fällen hilfreich sein.“ Ob diese Technik tatsächlich jemals so eingesetzt werden wird, das wird sich allerdings noch zeigen müssen…
(University of Leicester, 09.10.2008 – NPO)
9. Oktober 2008