Medizin

Helicobacter pylori: Lebensumstände entscheiden Übertragung

Bei Gutsituierten meist innerhalb der Familie, bei Ärmeren auch zwischen Nicht-Familienangehörigen

Bisher glaubten Mediziner, dass das Magenbakterium Helicobacter pylori vor allem innerhalb der Familien übertragen wird. Doch eine neue Studie in Südafrika enthüllte, dass bei Menschen in ärmeren Lebensbedingungen auch Infektionen durch Familienfremde häufig sind.

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Weltweit sind mehr als die Hälfte aller Menschen mit Helicobacter pylori infiziert. Das Bakterium kann Magenschleimhautentzündungen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Krebs verursachen. Auch in Deutschland sind 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung betroffen. Doch wie das Bakterium übertragen wird, war bisher weitgehend ungeklärt. Fest steht nur, dass es über den Mund aufgenommen wird. „Mehr als 20 Jahre lang bestand das Dogma, dass dies vor allem innerhalb von Familien geschieht – aufgrund des intensiven Kontaktes, den Eltern und Kinder oder Geschwister untereinander haben“, erklärt Professor Sebastian Suerbaum, Leiter des Institutes für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Sein Team fand zusammen mit dem von Professor Mark Achtman vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und Kooperationspartnern aus Südafrika, den USA und Großbritannien heraus, dass diese Dominanz der familiären Übertragung vor allem bei guten sozioökonomischen Bedingungen wie beispielsweise guter Hygiene und weniger engem Kontakt zwischen Familien der Fall ist.

Die Wissenschaftler untersuchten mit einer hochauflösenden Typisierungsmethode Helicobacter-Bakterien, die in zwei großen weitverzweigten Familien im ländlichen Südafrika vorkamen und verglichen diese mit Bakterien, die sie bei Menschen in elf kleinen Familien vorfanden, die in Städten lebten – in den USA, in England, Kolumbien und Korea. Bei den städtischen Familien verbreitete sich das Bakterium vor allem – wie erwartet – innerhalb der Familie. Aber die Mitglieder der südafrikanischen Familien infizierten sich vor allem außerhalb der Kernfamilie. Zudem trugen sie häufig parallel mehrere Infektionen mit diesem Bakterium in sich.

„Ist der Hygienestatus niedriger und der Kontakt zwischen Menschen unterschiedlicher Familien enger, so verbreitet sich das Bakterium auch ,horizontal‘ zwischen Menschen, die nicht eng miteinander verwandt sind“, so Suerbaum. An dieser Übertragung könnten beispielsweise Personen beteiligt sein, die Kinder aus mehreren Familien betreuen, was in den untersuchten Dörfern in Südafrika die Regel ist. Die Forschungsergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „PLoS Pathogens“ veröffentlicht. „Die Übertragungswege dieser Bakterien besser zu kennen ist für die Entwicklung von Präventionsstrategien gegen die Helicobacter pylori-Infektion unerlässlich“, erklärt Suerbaum.

(Medizinische Hochschule Hannover, 27.10.2008 – NPO)

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