Neue Wirkstoffkombinationen auf der Basis des ältesten synthetischen Malariamittels, dem Farbstoff Methylenblau, können die Verbreitung der Malaria-Parasiten eindämmen und einen wesentlichen Beitrag zu der langfristig angestrebten Ausrottung der Krankheit leisten. Dies haben Tropenmediziner jetzt in einer neuen Studie mit 160 an Malaria erkrankten Kindern in Burkina Faso gezeigt.
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Kombiniert mit neueren Malaria-Medikamenten verhindert Methylenblau, dass die Malariaerreger infizierter Menschen von den blutsaugenden Moskitos wieder aufgenommen und weiter verbreitet werden können und ist damit doppelt so effektiv wie die Standardtherapie, berichten die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg im Online-Magazin „PloS One“.
Die Malaria ist nach wie vor eine der gefährlichsten Tropenkrankheiten. Jedes Jahr erkranken 300 Millionen Menschen weltweit daran – mehr als eine Million sterben oder tragen schwere Gehirnschäden davon. Betroffen sind besonders Kinder unter fünf Jahren.
Malaria-Erreger brauchen Mensch und Moskito
Beim Stich der Anopheles-Mücke gelangen die Malaria-Parasiten (Plasmodien) mit dem Speichel des Moskitos in den Menschen, vermehren sich dort in den Leberzellen und befallen dann die roten Blutkörperchen. Dies verursacht starke Beschwerden wie hohes Fieber oder Blutarmut; besonders Kinder können sogar ins Koma fallen.
Während ihrer Vermehrung im menschlichen Körper entwickeln sich einige Parasiten zu speziellen Geschlechtsformen, den Gametozyten. Werden diese durch eine blutsaugende Anopheles-Mücke aufgenommen, vermehren sie sich im Moskito weiter. Der Kreislauf schließt sich.
Die Gametozyten sind der Schlüssel für die Ausbreitung der Malaria durch die Anopheles-Mücke. Gängige Malaria-Medikamente, sogenannte Artemisinine, blockieren die Vermehrung der Parasiten im menschlichen Körper und verringern die Anzahl der Gametozyten im Blut um die Hälfte. So ist die Übertragung des Erregers auf die Mücke zwar erschwert, aber nicht vollständig verhindert.
„Wir brauchen dringend alternative Therapien, die effektiv gegen die Gametozyten wirken und so die Malaria-Kontrolle verbessern“, erklärt Professor Dr. Olaf Müller, Projektleiter in der Abteilung Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen des Hygiene-Instituts des Universitätsklinikums Heidelberg.
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Methylenblau verhindert Übertragung auf Mücken
Die geeignete Zutat für eine solche Alternative ist ein altbewährtes Mittel: Der Farbstoff Methylenblau, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts Malaria-Patienten verabreicht wurde, hat sich in Kombination mit verschiedenen Malaria-Medikamenten als sicher, verträglich und wirksam erwiesen.
In der aktuellen Studie in Burkina Faso mit 160 an Malaria erkrankten Kindern zwischen sechs und zehn Jahren testeten die Heidelberger Wissenschaftler, wie Kombinationstherapien von Artemisininen und Methylenblau auf die Gametozyten im Blut wirken. Eine Gruppe der Kinder erhielt die Standardtherapie, bestehend aus einer Kombination der Wirkstoffe Artesunat und Amodiaquin, zwei weitere Gruppen jeweils Methylenblau kombiniert mit einem der beiden Medikamente. Die Mediziner kontrollierten anhand von Blutproben die Anzahl der Gametozyten drei, sieben und 14 Tage nach Therapiebeginn.
Kombinationstherapie doppelt so wirksam wie Standardtherapie
Es zeigte sich: Beide Kombinationstherapien wirkten doppelt so gut gegen Gametozyten wie die Standardtherapie; schon in den ersten Tagen waren diese Parasiten-Formen fast vollständig verschwunden.
„Methylenblau hemmt nicht nur die Bildung der Geschlechtsformen, sondern zerstört auch die bereits vorhandenen Zellen“, erklärt Müller. „Auf diese Weise ergänzen sich die Wirkprofile von Methylenblau und Artemisininen, die die Parasiten in den roten Blutkörperchen schnell und effektiv
eliminieren.“
Keine schweren Nebenwirkungen
Da Methylenblau vom Heidelberger Team bereits seit Jahren in Westafrika angewendet wird, ist es klinisch gut getestet; schwere oder gehäufte Nebenwirkungen traten nicht auf. Besonders wichtig: Durch die Kombination wird die Resistenzentwicklung gegen Artemisinine erschwert.
(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 14.05.2009 – DLO)