Er ist der sprichwörtliche Wetterexperte: Der Laubfrosch, der in einem Einmachglas eine kleine Leiter hinauf- und hinuntersteigt, je nachdem, ob das Wetter schön oder schlecht wird. Aber nicht nur die Kletterlust des großmäuligen Insektenfressers soll bei der Wettervorhersage helfen. Auch das Quaken, Eierlegen und sogar die Hautfarbe mancher Frösche und Kröten soll anzeigen können, ob es bald regnet oder trocken bleibt. Was aber ist dran an den fast schon hellseherischen Fähigkeiten der Amphibien?
„Es gibt viele anekdotische Berichte davon, dass Amphibien und einige Reptilien ihr Verhalten von Tag zu Tag ändern“, sagt Greg Brown, Amphibienforscher an der Universität von Sydney. So seien einige Arten kurz vor einem Regen aktiver, andere ließen dann häufiger ihre quakenden Rufe hören. Es liege nahe, dass die Wetterbedingungen für einen Großteil dieser Verhaltensänderungen verantwortlich seien.
Tatsächlich sind Frösche und Kröten extrem darauf angewiesen, genau zu erspüren, wie feucht oder warm es in ihrer Umgebung ist, wie Stephen Corn, Zoologe am Northern Rocky Mountain Science Center in Missoula erklärt. Denn Amphibien sind wechselwarm: Sie haben keine eigene Heizung, die ihre Körpertemperatur regelt. Ihr Blut, ihre Muskeln und alle anderen Organe sind daher immer genauso warm oder kalt wie ihre Umwelt.
Besonders gutes Gespür für die Luftfeuchtigkeit
Außerdem sei die von zahlreichen Drüsen durchzogene Haut der Amphibien sehr durchlässig, sagt Corn. Sie verlieren daher viel Wasser durch Verdunstung. Gleichzeitig spüren Frösche und Kröten über ihre Haut Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit besser als der Mensch. Forscher haben schon in mehreren Studien festgestellt, dass beispielsweise einige Froscharten in den Tropen immer dann aus ihren Verstecken im Unterholz hervorkommen, wenn die steigende Luftfeuchtigkeit baldigen Regen ankündigt.
Und nicht zuletzt legen Frösche und Kröten ihre Eier im Wasser ab. Um sich erfolgreich fortpflanzen zu können, müssen sie daher wissen, wann beispielsweise durch Regenfälle viele Pfützen und Tümpel entstehen, in denen ihre Kaulquappen sich entwickeln können. All das zwinge die Amphibien geradezu dazu, ihre Aktivität an Veränderungen in der Temperatur oder der Niederschläge anzupassen, sagt Corn.
Die Sache mit dem kletternden Laubfrosch
Wie aber sieht das nun bei unseren heimischen Laubfröschen aus? Warum klettern sie bei schönem Wetter nach oben und bleiben bei sich ankündigendem schlechten Wetter eher in Bodennähe? Genaue Studien dazu gibt es nicht. Froschforscher vermuten aber gleich zwei Gründe für dieses Verhalten: Im Gegensatz zu vielen anderen Froscharten klettert der Laubfrosch gerne und liebt es dabei durchaus sonnig. Besonders die jungen Froschmännchen sitzen im Spätsommer häufig auf höheren Zweigen und Blättern im Gebüsch und sonnen sich, wie Zoologen berichten.
„Aber auch die Verfügbarkeit von Nahrung spielt eine Rolle“, erklärt Brown. Denn Laubfrösche nutzen ihre erhöhten Sitzplätze auch, um Insekten zu fangen. Und die Insekten, beispielsweise Mücken, reagieren ebenfalls auf die Wetterbedingungen, wie schon unsere Vorfahren in ihren Bauernregeln festhielten. Herrscht wenig Wind und die Sonne scheint, tragen warme Aufwinde die Insekten nach oben und sie fliegen eher in größerer Höhe. Weht der Wind stärker und es kühlt ab, halten sie sich näher am Boden auf.
Ob nun allerdings die Laubfrösche aktiv ihrer Beute nach oben oder unten folgen oder ob sie direkt auf die Wetterbedingungen reagieren, bleibt eher unklar. Einig sind sich die Experten aber in jedem Fall in einem: Frösche und Kröten reagieren tatsächlich oft schon auf einen Wetterumschwung, bevor wir ihn bemerken – mit Hellseherei hat das allerdings nichts zu tun.
18.04.2013 – NPO