Sie wachsen auf jeder Wiese, am Straßenrand, ja sogar auf Schuttplätzen. Ein falscher Schritt, eine unbedachte Handbewegung: „Autsch!“ – man hat sich verbrannt. Oft sorgen Brennnesseln schon bei leichten Berührungen für einen anhaltenden stechenden Schmerz und für unangenehme feuerrote Quaddeln auf der Haut. Doch warum brennen Brennnesseln eigentlich? Und was passiert genau, wenn man Brennnesseln zu nahe kommt?
Brennnesseln besitzen sogenannte Brennhaare unter den Blättern und am Stängel, die sie vor Fressfeinden schützen sollen“, erklärt Yvonne Pörs vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese „Verteidigungswaffen“ der Pflanze bestehen je aus einer langgestreckten Zelle, die im oberen Bereich deutlich verstärkt ist. An ihrer Spitze trägt sie ein seitlich abgeknicktes Köpfchen.
„Berührt man dieses Köpfchen, bricht es an einer bestimmten Stelle ab. Dort ist die Zellwand deutlich dünner. Der übriggebliebene, harte kanülenartige Rest bohrt sich dabei in die Haut“, sagt Pörs. Nach diesem Vorbild der Natur seien auch die in der Medizin verwendeten Injektionsnadeln gebaut worden. Durch die „biologische Spritze“ der Brennnessel strömt ein Sekret in die winzigen Hautverletzungen, das für den Schmerz und die sich schnell bildenden Schwellungen verantwortlich ist. „Ein Zehntausendstel Milligramm dieser Flüssigkeit reicht aus, um die unangenehmen Folgen auszulösen“, meint Pörs.
Ameisensäure sorgt für unangenehmes Brennen
Die aus dem Brennhaar abgegebene Flüssigkeit besteht aus einem Cocktail von verschiedenen chemischen Substanzen. Ameisensäure gehört nach Angaben der Biologin genauso dazu, wie Acetylcholin und Histamin. „Vor allem die Ameisensäure und das Acetylcholin sind für das Brennen der Brennnesseln verantwortlich“, sagt Pörs.
Die zum Teil heftigen Schwellungen sowie der Juckreiz werden dagegen vor allem dem Histamin zugeschrieben – einer Substanz, die auch bei anderen allergieartigen Reaktionen, wie zum Beispiel der Nesselsucht, eine wesentliche Rolle spielt. Da Menschen unterschiedlich reagieren, fielen die Quaddeln bei dem einen heftiger und ausdauernder und bei dem anderen geringer aus, meint die Forscherin.
Aber nicht jeder Kontakt mit einer Brennnessel muss gleich böse enden. Denn es gibt einen Trick für den Umgang mit den ungeliebten Pflanzen – etwa, wenn man sie pflücken will, um einen gesunden Tee daraus zuzubereiten: „Man sollte immer mit dem Strich und demnach von unten nach oben über Stängel und Blätter streichen“, beschreibt Pörs die Vorgehensweise. Denn brechen die Köpfchen der Brennhaare nicht ab und die scharfe Brennflüssigkeit bleibt sicher verpackt. Dies müsse man jedoch geübt haben und das klappe nicht immer bei Jedem.
Hausmittel können helfen
Was kann man tun, wenn einen doch einmal eine Brennnessel „erwischt“ hat? Als alte Hausmittel gelten unter anderem der Breit- und Spitzwegerich. Genauer gesagt der Saft oder der Brei dieser Pflanzen, die bei uns auf vielen Wiesen oder an Straßen vorkommen. Sie wirken schmerz- und entzündungshemmend und fördern die Wundheilung.
„Kühlen, kühlen, kühlen und abwarten“, rät Pörs ansonsten. Im Notfall könne man aber auch zu Cortison beziehungsweise zu anti-allergischen Salben greifen.