Knoten sind meistens eher lästig: Sie verheddern Schnürsenkel oder Seile und müssen erst mühsam wieder aufgedröselt werden. Es gibt aber ein Tier, das sich regelmäßig absichtlich verknotet – und davon auch noch auf gleich zweierlei Weise profitiert. Nein, die Schlange ist nicht gemeint – obwohl das gesuchte Tier durchaus äußerliche Ähnlichkeiten mit ihr aufweist.
Die raffinierte Knotentaktik ist eine Spezialität der Schleimaale (Myxinoida). Diese kieferlosen Wirbeltiere ähneln auf den ersten Blick einem Aal: Sie sind langgestreckt und werden 30 bis 60 Zentimeter lang. Damit hört die Ähnlichkeit aber auch schon auf. Denn die Schleimaale sind keine Fische, sondern gehören zu den Kieferlosen (Agnatha), einer Tierklasse ganz unten am Stammbaum der Wirbeltiere. Sie gehören zu den urtümlichsten Lebewesen des Ozeans, über mehr als 300 Millionen Jahre Evolution hinweg sind sie fast unverändert geblieben.
Das Vorderende der Schleimaale ist alles andere als fischtypisch: Ihre Sehorgane sind unter einem Häutchen verborgen, sodass die Augen von außen nicht sichtbar sind. Zudem tragen die Schleimaale an ihrem Vorderende drei Paar große und ein Paar kleine bewegliche Tentakel. Sie leben am Meeresgrund und ernähren sich von herabgesunkenem Aas, greifen aber auch verletzte oder wehrlose Tiere an, beispielsweise in Fischernetzen.
Knotenschlinge als Widerlager
Und hier kommen die Knoten ins Spiel: Da die Schleimaale keine beweglichen Kiefer mit scharfen Zähnen besitzen, haben sie eine besondere Taktik entwickelt, um mit ihrem Raspelapparat Stücke aus ihrer Beute herauszureißen. Sie verknoten sich mit sich selbst, so dass ihr Kopf aus der Knotenschlinge hervorschaut. Diese quersitzende Schlinge bildet nun ein Widerlager – ähnlich wie in den Boden gestemmte Beine – das den Schleimaalen Halt gibt, wenn sie zubeißen und dann den Kopf zurückziehen, um den Bissen zu lösen.
Raffinierter Schleimentferner
Und noch eine Funktion hat der Knoten: Fühlen sich die Schleimaale bedroht, produzieren ihre Hautdrüsen riesige Mengen zähen Schleims, der es für einen Fressfeind fast unmöglich macht, sie zu ergreifen. Nach geglückter Flucht haben die Schleimaale allerdings ein Problem – sie müssen den ganzen Schleim irgendwie wieder loswerden. Sie tun dies, indem sie ihr Schwanzende zu einem Knoten schlingen und diesen Knoten Stück für Stück in Richtung ihres Kopfendes schieben. Dabei streift der Knoten die Schleimschicht von der Haut des Tieres ab. Hat der Knoten den Kopf erreicht, löst er sich auf und der Schleimaal kann, vom Schleim befreit, davonschwimmen.