Das Herz schlägt in der linken Körperhälfte. Liegt diese Seite beim Schlafen unten, lastet daher mehr Gewicht auf dem Pumporgan. Kann dies dem Herzen schaden? Wird es möglicherweise dadurch eingeengt? Ist es deshalb vielleicht sogar besser, auf der rechten Seite zu schlafen, um das Herz zu entlasten?
„Das ist Quatsch“, sagt der Kardiologe Caspar Burkhard-Meier aus Viersen. Ähnlich denkt Harry Hahmann, Chefarzt für innere Medizin der Klinik Schwabenland in Isny: „Für ein gesundes Herz ist es egal, auf welcher Seite Sie schlafen, da können Sie auch Kopfstand unter der Dusche machen.“
Mehr Arbeit ist für das gesunde Herz kein Problem
Zwar stimmt es, dass das Herz es beim Schlafen auf der linken Seite etwas schwerer hat. Beim Liegen – egal auf welcher Seite – fließt mehr Blut aus den Beinen und dem Bauch in den Brustraum, das Herz muss daher mehr Blut in den Körperkreislauf pumpen. Liegt man auf der linken Seite, wird das Blut bei seinem Fluss in den linken Vorhof etwas behindert. Das Herz muss sich daher etwas stärker anstrengen als in Rechtslage.
Ein gesundes Herz komme damit aber ohne weiteres klar, sagt Burkhard-Meier. Es stelle sich auf die Mehrbelastung ein: „Die Drücke verändern sich, aber das Herz pumpt ganz normal weiter.“ Als Schonhaltung für ein gesundes Pumporgan eigne sich das Schlafen auf der rechten Körperseite jedenfalls nicht. Genauso gut könnte man seinem Herzen zuliebe auf Sport verzichten, weil es dann geschont wird.
Herzpatienten meiden linke Schlafseite von selbst
Aus der Luft gegriffen ist die Geschichte aber trotzdem nicht: Für herzkranke Patienten macht es nämlich einen großen Unterschied, ob sie auf der linken oder rechten Seite schlafen. „Wenn Sie nachts im Krankenhaus in eine kardiologische Station gehen, werden Sie feststellen, dass die Patienten alle auf dem Rücken oder auf der rechten Seite schlafen“, erzählt Burkhard-Meier. Menschen mit Herzinsuffizienz, bei denen das Herz nicht mehr zufriedenstellend pumpt, meiden die linke Seite ganz von selbst. „Sie berichten ihrem Arzt oft ungefragt, dass sie auf der linken Seite nicht mehr schlafen können.“ Sie bekommen dann Atemnot, das Herz beginnt zu rasen oder sie fühlen sich generell unwohl.
Woran das liegt, fasst Burkhard-Meier so zusammen: Ein krankes Herz kann die höhere Blutmenge, die im Vorhof ankommt, nicht schnell genug weiterpumpen. So entsteht ein Blutstau in der Lunge. Infolge der Pumpschwäche des Herzens geben Druckmessgeräte in den Arterien Alarm. Der Körper versucht daraufhin, die Herzleistung zu steigern, was aber bei einem kranken Patienten nicht so ohne weiteres möglich ist. Atemnot und Herzrasen sind die Folge. „Die Rechtsseitenlage führt hingegen zu einer Entlastung des insuffizienten Herzens“, sagt Burkhard-Meier.
Wer große Probleme hat, auf der linken Seite zu schlafen, weil er Herzrasen und Atemnot bekommt, sollte daher überlegen, einen Arzt aufzusuchen: Eventuell sind das die Vorboten einer Herzerkrankung.
06.09.2013 – BOS