Tausend Ratschläge und vielversprechende Heilmittel finden sich im Internet gegen Haarausfall. Für die Meisten ist er eine normale Alterserscheinung männlicher Mitmenschen. Doch sind längst nicht nur ältere Herren, sondern auch junge Männer und Frauen davon betroffen. Aber woher kommt das klassische Bild eines Mannes mit Glatze dann? Und wieso sieht man dies seltener bei Frauen?
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Entgegen gängiger Annahmen ist der Haarausfall keine reine Männerdomäne. „Mehr als die Hälfte der Frauen über 50 Jahren haben Haarausfall „, sagt Andreas Finner, Facharzt für Dermatologie und Haarexperte aus Berlin. Das Haarausfallmuster bei Frauen sei prinzipiell ähnlich wie bei Männern, allerdings weniger stark ausgeprägt. Meist handele es sich eher um einen diffusen Haarausfall, der sich relativ gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut verteile.
„Frauen merken daher oft gar nicht, dass ihre Haare weniger werden. Sie stellen eher fest, dass ihre Haare scheinbar nicht mehr wachsen oder der Zopf dünner wird“, sagt der Haarexperte. Oft könne man am Anfang nur mit einer Lupe erkennen, dass die Haare weniger werden. Erst wenn bereits 50 Prozent der Haare verschwunden seien, sehe man dies auch mit bloßem Auge
Testosteron trägt Hauptschuld
Was aber ist die Ursache für diesen Haarausfall? Bei Männern scheint der Fall relativ klar: Das männliche Sexualhormon ist schuld. Das Testosteron wird in den Haarwurzeln in eine andere chemische Variante, das Dihydrotestosteron (DHT), umgewandelt. Besteht jedoch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegen das DHT, so führt dieses Steroidhormon dazu, dass die Haarwurzeln absterben. Die Haare fallen dann aus und wachsen nicht nach.
„Bei Männern schwächt das DHT die Haarwurzeln so sehr, dass die Haare kurz oberhalb der Kopfhaut abbrechen“, sagt Finner. Dies gilt dann in der Regel für die Haare auf dem Oberkopf, wogegen die Haarwurzeln im Nacken und an den Seiten resistent gegen das DHT zu sein scheinen. Dieses Muster führe auch zur typischen Stirnglatze oder dem „Haarkranz“ der Männer, wie der Mediziner erklärt.
Bei Frauen ähnlich – aber anders
Auch bei den Frauen spielen Erbanlagen und Hormone die wichtigste Rolle für den Haarausfall: Denn Frauen können ebenfalls erblich bedingt hypersensible Haarwurzeln haben. Sinkt bei ihnen dann in den Wechseljahren die Konzentration des Geschlechtshormons Östrogen in der Kopfhaut, erhöht sich dadurch der Anteil des auch bei Frauen vorhandenen Testosterons in den Haarwurzeln. Wenn dies ungleichmäßig geschehe, dann könne ein Überschuss von Testosteron die gegen das DHT überempfindlichen Haarwurzeln lahmlegen, sagt Finner.
Dass der Haarausfall bei Frauen diffuser sei, könne daran liegen, dass Frauen in der Regel einen geringeren Testosteron-Spiegel haben als Männer, erklärt der Haarexperte. Er vermute jedoch, dass bei Männern und Frauen auch unterschiedliche Mechanismen beteiligt seien, ganz geklärt sei das aber noch nicht.
Auch fange der Haarausfall bei Frauen nicht immer erst mit der Menopause an, bereits mit 30 gingen in vielen Fällen die Haare aus, so der Dermatologe. Zwar komme es dennoch sehr selten zur wirklichen Glatzenbildung, in Extremfällen sei dies jedoch möglich, wenn nichts unternommen werde. Frauen, die Haarausfall bei sich feststellten, sollten daher gemeinsam mit einem Arzt die Ursache klären.
21.01.2014 – KBE