Biologie

Warum haben auch Männer Brustwarzen?

Wissenswert

Oberkörper eines Mannes mit zwei Brustwarzen
Auch Männer haben in der Regel zwei Brustwarzen. © Image Source / iStock

Der Mensch hat in der Regel zwei Brustwarzen. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Bei Frauen ist ihre Funktion klar: Sie werden zum Stillen des Säuglings benötigt. Aber wozu sind diese beim Mann gut? Warum sehen männliche Brustwarzen anders aus als weibliche und warum kommen Nippel manchmal auch im Trio vor? Fakten rund um die Mamille.

Brustwarzen gibt es in zahlreichen Ausprägungen: Von ganz flachen bis zu stark hervorstehenden oder eher haarigen Nippeln ist alles dabei. Die Größe der Vorhöfe variiert dabei zwischen der einer 10-Cent und der einer 2-Euro-Münze. Auch die Farbe der Mamille unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Durch Gewichtszunahme oder hormonelle Veränderungen kann sich ihr Aussehen auch im Laufe des Lebens verändern. Insgesamt variiert das Erscheinungsbild der Brustwarzen bei Frauen stärker als bei Männern. Im Schnitt sind weibliche Nippel dabei etwa dreimal so groß wie männliche.

Wozu brauchen wir Brustwarzen?

Wie bei allen weiblichen Säugetieren dienen Brustwarzen auch bei Frauen zum Säugen ihrer Kinder. Denn in den Mamillen befindet sich der Ausgang der Milchgänge, die die in den Drüsen des Brustgewebes produzierte Muttermilch transportieren. Farbe und Geruch der Nippel dienen den Säuglingen dabei als Orientierung: Da Babys nach der Geburt zunächst kaum sehen können, hilft ihnen die dunklere Farbe des Vorhofs dabei, ihre Nahrungsquelle zu finden. Zusätzlich helfen insgesamt 15 Duftdrüsen an der Brustwarze dem Nachwuchs, die Quelle der Muttermilch zu lokalisieren.

Warum haben nicht nur Frauen Brustwarzen?

Wenn die Brustwarze aber eine rein weibliche Funktion erfüllt, warum haben dann auch Männer Nippel? Das liegt daran, dass sich Brustwarzen schon sehr früh während der Embryonalentwicklung ausbilden. Zu Beginn sind jedoch alle Föten geschlechtsneutral. Erst ab der sechsten Schwangerschaftswoche entwickeln sich die männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmale. Bis dahin sind die körperlichen Anlagen für Brustwarzen aber schon fertig und bilden sich auch nicht mehr gänzlich zurück.

Es handelt sich zu diesem Zeitpunkt allerdings um rudimentäre Vorstufen, die sich nur bei weiblichen Föten zu funktionellen, mit Brustdrüsen verbundenen Brustwarzen weiterentwickeln. Bei Männern sind Nippel hingegen Relikte, die später keine bestimmte Funktion erfüllen, und daher auf dieser embryonalen Vorstufe verbleiben. Männliche Brustwarzen sind daher in der Regel auch kleiner als bei Frauen.

Gibt es Nippel immer nur im Doppelpack?

In der Regel haben wir je eine Brustwarze auf der linken und eine auf der rechten Körperseite. Es kommt allerdings auch vor, dass Menschen von Geburt an drei oder mehr Nippel besitzen. Rund fünf Prozent aller Menschen werden Schätzungen zufolge mit mehr als zwei Brustwarzen geboren. Die zusätzlichen Brustwarzen ähneln äußerlich einem Muttermal und können entlang einer Linie von der Achselhöhle bis zum Schambein auftreten. Da sie normalerweise keine Beschwerden verursachen, werden die Extra-Nippel aber oft nicht als solche erkannt.

Ursache dieser „Polythelie“ ist ein Rückgriff der Evolution: Unsere Vorfahren hatten eine sogenannte Milchleiste, bestehend aus mehreren Nippeln in einer Zweierreihe. Eine solche Anordnung kennen wir heute noch von anderen Säugetieren wie Hunden, Katzen oder Schweinen. Bei diesen Tieren ergeben zahlreiche Brustwarzen einen biologischen Sinn, weil sie damit mehrere Säuglinge ihres Wurfs gleichzeitig ernähren können.

Bei Menschen kommen Mehrlingsgeburten hingegen selten vor. In unserer DNA ist die Information für eine Milchleiste allerdings weiterhin gespeichert und wird auch ausgelesen. In der frühen Embryonalentwicklung haben Föten tatsächlich eine Milchleiste, die sich jedoch in der Regel bis auf zwei Exemplare wieder zurückbildet. Geht dabei etwas schief, kommt es zu Polythelie.

Wie empfinden wir eine Brust ohne Brustwarze?

Für die meisten Männer und Frauen sind ihre Brustwarzen eine Selbstverständlichkeit, über die sie selten nachdenken. Doch was, wenn sie plötzlich fehlt? Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind und deren Mamille durch eine Mastektomie entfernt wurde, berichten häufig, dass ihnen ihr Körper ohne sie fremd und unvollständig vorkommt. Das zeigt, dass wir so sehr an den Anblick gewöhnt sind, dass eine Brust ohne Brustwarzen uns seltsam erscheint.

Inzwischen gibt es jedoch die Möglichkeit, eine „verlorene“ Mamille durch ein Tattoo zu ersetzen. Mit einem fotorealistischen 3D-Tattoo kann die ursprüngliche Brustwarze oft individuell nachgebildet werden. Das kann den Betroffenen ihr Körpergefühl zurückgeben.

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