Glas ist heute aus unserem Alltag kaum wegzudenken: Ob als Fensterscheibe, Trinkgefäß, Flasche oder Spiegel – überall begegnen wir dem harten, glatten und lichtdurchlässigen Material. Aber warum ist das Glas transparent, obwohl seine Ausgangsmaterialien, Quarzsand mit Beimischungen von Soda und Kalk, eher undurchsichtig-weißlich erscheinen?
„Glas ist aus zwei Gründen transparent: Zum einen gibt es im Glas keine Korn- oder Materialgrenzen, die Licht streuen würden, Glas ist extrem homogen“, sagt Lothar Wondraczek, Professor am Institut für Glas und Keramik der Universität Erlangen. Zum anderen kann das sichtbare Licht mit den Elektronen des Glases nicht gut wechselwirken. Die Teilchen des Lichts passieren daher das Glas nahezu unverändert.
„Eingefrorene Flüssigkeit“
Glas unterscheidet sich von anderen Feststoffen durch seine Struktur: Wissenschaftler sprechen dabei von einer „eingefrorenen unterkühlten Flüssigkeit“. Anstatt wie bei einem Kristall in einem regelmäßigen Gitter, sind die Atome und Moleküle im Glas unregelmäßig angeordnet. Zwischen ihnen existieren deshalb immer wieder auch Lücken.
Doch die Annahme, dass diese Lücken in der Molekülstruktur einfach das Licht hindurch lassen und das Glas deshalb durchsichtig ist, stimmt nicht, wie Philip Moriarty, Nanoforscher an der Universität von Nottingham erklärt. „Das Wichtige ist, wie die Atome in einem Festkörper angeordnet sind. Und ihre Anordnung wiederum diktiert – und das ist das Entscheidende – wie die Elektronen verteilt sind.“