Warum umfasst unsere Tonleiter acht Töne?

Wissenswert

Tonleiter auf der Klaviertastatur: Warum sind bestimmte Intervalle harmonisch? © SXC

Musik besteht aus unterschiedlichen Tönen, die zu Melodien aneinander gereiht werden. Damit ein Musikstück für unsere Ohren besonders harmonisch klingt, sind die Abstände zwischen den Tönen entscheidend – die Intervalle. Üblicherweise werden Töne in unserer Kultur mit den Noten der Tonleiter wiedergegeben: Eine Oktave umfasst acht Töne, bezieht man alle Halbtonschritte mit ein sind es sogar zwölf. Woher aber stammt diese Einteilung in ausgerechnet acht bzw. zwölf Schritte?

Töne sind, physikalisch gesehen, nichts anderes als Schallwellen einer bestimmten Frequenz. So lässt sich jedem Ton eine Frequenz zuordnen. Der tiefste in der Musik verwendete Ton ist das C0 am unteren Ende des Hörbereichs, mit einer Frequenz von 16,35 Hertz. Der Kammerton A4, den ein Stimmgerät von sich gibt, schwingt mit einer Frequenz von 440 Hertz. Acht Töne, also eine Oktave höher liegt der Ton A5. Die Frequenz dieses Tons ist bemerkenswerterweise exakt doppelt so hoch: 880 Hertz. Diese Beziehung ist für alle Töne identisch, eine Oktave bedeutet immer eine Verdopplung der Frequenz.

Musikinstrumente, und auch die Stimme, geben jedoch nicht ausschließlich die genaue Frequenz eines Tones von sich. Wäre dies der Fall, so wäre der Klang eines jeden Instruments identisch. Den „reinen“ Klang einer Frequenz hört man bei vom Computer erzeugten Pieptönen, sogenannten Sinus-Frequenzen. Bei Gesang und Musik schwingen immer noch andere Töne mit, die den besonderen Klang eines Instruments ausmachen. Diese zusätzlichen Töne bezeichnet man als Obertöne. Bei der menschlichen Stimme produzieren die Stimmbänder den Grundton, die Obertöne entstehen im restlichen Stimmtrakt, etwa in der Luftröhre.

Obertöne bestimmen saubere Intervalle

Bei allen Instrumenten, und besonders bei der Stimme, gibt es Frequenzbereiche, in denen besonders viele oder besonders starke Obertöne liegen, die sogenannten Formanten. Im Falle der Stimme sind diese Formanten besonders wichtig: sie entscheiden über unser Verständnis von Vokalen.

Die Formanten entsprechen beim Singen und Sprechen zudem fast immer einem sauberen Intervall, wie wir es von der Tonleiter kennen. Es liegt also nahe anzunehmen, dass schon unsere frühen Vorfahren instinktiv diese Töne und Intervalle bevorzugten. Dass die hier verbreitete Tonleiter allerdings nicht die einzige Möglichkeit ist, Noten wiederzugeben, zeigen verschiedene andere Tonsysteme aus anderen Kulturkreisen.

Das Gespür für diese Abstände scheint dennoch bei allen Menschen gleich oder zumindest ähnlich zu sein, und ist nicht kulturell beeinflusst: Intervalle wie die Oktave und die Quinte kommen in der Musik praktisch aller Kulturen vor. Aus diesem intuitiven Verständnis von „sauberen“ Intervallen ergibt sich höchstwahrscheinlich auch die Einteilung der Tonleiter wie wir sie kennen: Bestimmte Töne und Tonabstände klingen in unseren Ohren einfach „richtig“.

16.04.2014 – AKR

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