In den vergangenen Jahren haben wir pandemiebedingt viel Zeit in Videocalls verbracht. Für einige Menschen gehören Videokonferenzen auch weiterhin fest zum Arbeitsalltag, manche nutzen Zoom und Co auch privat, um miteinander zu kommunizieren. Doch wie wichtig ist dabei der eingeblendete Hintergrund, vor dem wir – real oder virtuell – sitzen? Er beeinflusst maßgeblich unser Image, zeigt eine neue Studie. Unser Hintergrund entscheidet demnach mit über den ersten Eindruck, den wir bei unserem Gegenüber hinterlassen.
Der erste Eindruck ist wichtig im Leben. Was nach einer Binsenweisheit klingt, ist durch zahlreiche Studien belegt: Der erste Eindruck beeinflusst zum Beispiel unsere Partnerwahl und unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und auch bei strafrechtlichen Verurteilungen sind Richter nicht frei vom ersten Eindruck ihres Gegenübers. Doch gelten diese Beobachtungen aus dem analogen Leben auch in der digitalen Welt? Was für ein Bild machen wir uns von Menschen, die uns nicht physisch, sondern virtuell gegenübersitzen? Und welche Rolle spielt dabei der Hintergrund, den wir uns bei den gängigen Videokonferenz-Tools selbst einstellen können?
Welcher Hintergrund ist günstig?
Das haben kürzlich Psychologen um Abi Cook von der britischen Durham University in einer Studie untersucht. Sie zeigten dafür 167 Studienteilnehmern Bilder, die aussahen wie Screenshots von Personen in einer Videokonferenz. Darauf war je ein Gesicht eines Mannes oder einer Frau zu sehen, entweder lächelnd oder mit neutralem Gesichtsausdruck. Der Hintergrund zeigte entweder einen Wohnraum, einen unscharfen Wohnraum, Zimmerpflanzen, ein Bücherregal, eine leere Wand oder ein Bild eines Walrosses auf einem Eisberg.
Das Ergebnis: Welchen Hintergrund wir uns bei Zoom, Microsoft Teams und Co aussuchen, beeinflusst durchaus, wie uns andere Call-Teilnehmer einschätzen. Ein positives Image verleihen uns dabei Pflanzen oder Bücherregale: In der Studie beurteilten die Probanden Gesichter vor diesen Hintergründen als vertrauenswürdiger und kompetenter als Gesichter in anderen Settings. Am wenigsten kompetent und vertrauenswürdig schätzten sie Gesichter in Wohnräumen und vor dem Walross-Bild im Hintergrund ein. Verschwommene Hintergründe erzielten Beurteilungen im Mittelfeld der siebenstufigen Skala.
Was lässt unser Gesicht im Zoom-Call vertrauenswürdig erscheinen?
Welchen Eindruck wir im Videocall hinterlassen, hängt laut Cook und ihren Kollegen aber auch von unserem Geschlecht und Gesichtsausdruck ab: Die Studienteilnehmer nahmen glückliche Gesichter tendenziell als vertrauenswürdiger und kompetenter wahr als neutrale Gesichter. Das gleiche galt für Gesichter von Frauen insgesamt. Anders als Männer verloren weibliche Gesichter in der Studie auch nicht an Vertrauenswürdigkeit, wenn sie statt dem Bücherregal oder der Pflanze einen Wohnbereich im Hintergrund hatten.
„Im Allgemeinen werden Personen mit weicheren Gesichtszügen als vertrauenswürdiger eingestuft, was vielleicht der Grund dafür ist, dass die weiblichen Gesichter hier insgesamt als vertrauenswürdig eingestuft wurden“, sagt Coautor Paddy Ross von der Durham University mit Verweis auf frühere Studien.
Welcher Zoom-Hintergrund ist der beste?
Wer im Zoom-Call einen guten Eindruck machen will, etwa bei einem virtuellen Vorstellungsgespräch oder Date, stellt sich also am besten vor ein Bücherregal oder vor eine Zimmerpflanze und lächelt, zeigt die Studie. Besonders Männer können dadurch ihr Image aufbessern. Aber müssen die Pflanzen und Regale dafür real sein oder können es auch virtuelle Gegenstände sein?
Den Effekt von virtuellen Hintergründen haben die Psychologen um Cook in ihrer Studie nicht untersucht. „Ich vermute aber, dass die virtuellen Hintergründe, die von Videokonferenzsoftware angeboten werden, auch ein wenig wie ein ‚unscharfer Hintergrund‘ wirken, da wir damit versuchen zu verbergen, was wirklich hinter uns ist“, meint Ross. Ähnliche Studien zeigten, dass ein realer Raum mit erkennbaren Gegenständen uns vertrauenswürdiger wirken lässt als ein virtueller Hintergrund oder eine kahle Wand.
Ungeklärt ist bislang, ob die Befunde auf Menschen aller Ethnien und Kulturkreise zutreffen, da die Studie von Cook und ihren Kollegen nur Fotos von 36 weißen Personen umfasste, die ausschließlich von Probanden aus der westlichen Welt beurteilt wurden. Ob Personen andere Herkunft Menschen in einem virtuellen Setting nach anderen Kriterien beurteilen, müssen weitere Untersuchungen zeigen. In ihrem nächsten Projekt wollen die Psychologen aber zunächst erörtern, ob der erste Eindruck identisch ist, wenn die Testpersonen andere Menschen in Videos statt Bildern betrachten. (PLoS ONE, 2023; doi: 10.1371/journal.pone.0291444)