Sie teilen sich selbst unter widrigsten Bedingungen, wachsen in Kulturschalen auf der ganzen Welt heran und viele Krebsstudien wären ohne sie nicht möglich gewesen. Die sogenannten HeLa-Zellen sind heute weltweit verbreitet. Bis vor wenigen Jahren aber wusste kaum jemand, woher diese ubiquitäre Zelllinie eigentlich stammt.
1951 war es Wissenschaftlern erstmals gelungen, menschliche Zellen längere Zeit in Zellkultur zu halten. Die Zellen, die sie dafür einsetzten, waren Tumorzellen, die einer Frau aus Baltimore namens Henrietta Lacks entnommen worden waren – ohne ihr Wissen. Sie stammten aus einer bösartigen Geschwulst in der Gebärmutter, an der die damals 31-Jährige kurze Zeit später starb.
Ihre Zellen jedoch überlebten sie bei weitem. Im Laufe der Zeit stellten sich die als HeLa bezeichneten Zellen als besonders widerstandsfähig heraus. Sie überlebten nicht nur die künstliche Zellkultur, sondern schafften es auch, sich über die Jahre hinweg in fast allen Labors der Welt auszubreiten – zum Teil ohne Zutun und Wissen der Forscher. Eine ganze Reihe von Forschungsprojekten und Untersuchungsreihen waren unabsichtlich mit diesen HeLa-Zellen verseucht worden und mussten abgebrochen und von neuem begonnen werden, da die Kulturen statt des eigentlich geplanten Zellstamms HeLa-Zellen enthielten.
Heute sind die HeLa-Zellen noch immer weltweit verbreitet, allerdings nur noch selten als Verunreinigung, dafür um so häufiger als Forschungsgegenstand. Die fast unbegrenzte Lebensdauer und Vermehrungsfähigkeit dieser Tumorzellen spielt in der Krebsforschung eine große Rolle. Längst übertrifft die Gesamtmasse aller in den Labors gezüchteten HeLa-Zellen das Körpergewicht der Spenderin um das mehr als Hundertfache.
Weder Henrietta Lacks noch ihre Familie erhielten Kenntnis vom Eigenleben, den ihre Zellen führten. Das Labor in Baltimore aber verdiente gut am Verkauf dieser Zellinie. Davon aber hatte die Spenderin nichts.
02.10.2013 – NPO