Gold fasziniert die Menschen schon seit ewigen Zeiten – auch bei uns. Denn das wertvolle Metall findet man nicht nur in goldhaltigem Gestein im Untergrund, sondern auch frei in den Sanden und Schottern des Rheins. Schon die Kelten und Römer wussten von diesem Rheingold und stellten daraus vor über 2.000 Jahren Gebrauchs- und Kultgegenstände sowie Goldmünzen her. Doch warum gibt es eigentlich Gold im Rhein? Und wie ist es dahin gekommen?
Fluss als natürliche Goldwaschrinne
„Das Gold stammt aus den Bergen, die vom Rhein und seinen Nebenflüssen entwässert werden“, erklärt der Rohstoffexperte Hermann Wotruba von der RWTH Aachen. Bei der Verwitterung von Gebirgen wie den Alpen oder den Vogesen seien goldführende Lagerstätten in den letzten Jahrmillionen mit abgetragen worden. Da Gold sehr beständig ist, blieb es erhalten und wurde vom Regen und durch Bergrutsche in die Flüsse gespült. Später setzte es sich dann aufgrund seines Gewichts an vielen Stellen des Rheins ab.
„Ein Fluss arbeitet sozusagen wie eine natürliche Goldwaschrinne. Je weiter weg das Gold von seiner ursprünglichen Lagerstätte ist, desto feiner und plattiger ist es“, sagt der Forscher. Dies erklärt, warum Gold in vielen Flussabschnitten nur mit komplizierten chemischen Analysemethoden nachgewiesen werden kann.
Vor allem in Baden oder weiter flussaufwärts sind die Partikel noch so groß, dass man sie mit bloßem Auge sehen kann. Meist handelt es sich um bis 0,3 Millimeter große und 0,003-0,005 Milligramm schwere „Goldflitter“, wie der Fachmann sagt. Dennoch könnten nach Schätzungen von Forschern allein zwischen Basel und Mannheim deutlich über 500 Tonnen Gold in den Rheinablagerungen enthalten sein.
Fündig werden kann man noch heute
Mithilfe einer Waschpfanne, einer Schaufel, einem Sieb und viel Geduld ist es am Oberrhein selbst für Anfänger möglich, die kleinen Flitter auszuwaschen. Goldverdächtig sind dabei meist Schotterschichten, die 30 bis 60 Zentimeter unter der Oberfläche liegen. Reich werden kann man dabei allerdings nicht. „Größere Nuggets findet man meist nur direkt in der Nähe der Ursprungslagerstätte“, sagt Wotruba. Etwa im so genannten Medell-Rhein, dem längsten Quellfluss im Schweizer Kanton Graubünden.
Vor ein paar Jahren sei in der Region sogar ein Nugget mit einem Kilogramm Gewicht entdeckt worden. Funde von 50 oder 100 Gramm schweren Stücken kämen häufiger vor. Zumindest in Rheinzabern bei Karlsruhe wird das Rheingold zurzeit auch kommerziell abgebaut. Es ist dort allerdings lediglich ein Nebenprodukt der Sand- und Kiesgewinnung. Forscher gehen davon aus, dass dort nur wenige Kilogramm Gold jährlich aus den Rheinablagerungen abgetrennt werden können. Genaue Zahlen gibt der Betreiber der Kiesgrube nicht heraus.
„Frisches“ Gold für den Rhein
Doch wie sieht es mit dem „Goldnachschub“ für den Rhein aus? Gelangen auch heute noch größere Mengen in den Fluss? „Da die Verwitterung der Gebirge weitergeht und zum Beispiel in der Schweiz goldhaltige Gesteine an der Oberfläche anstehen, wird auch weiterhin Gold in der Rhein transportiert. Von dieser Stelle bei Disentis gelangt es aber maximal bis in den Bodensee“, erklärt Wotruba. Die Mittelgebirge liefern dagegen aufgrund der niedrigen Abtragungsrate nur wenig „frisches“ Gold für den Rhein. „In geologischen Zeiträumen kommt aber auch von dort noch Gold nach“, sagt der Forscher.