Kaum fünf Minuten über die Grenze, schon piept das Handy: „Herzlich Willkommen in Deutschland!“, schreibt der Netzanbieter. Egal wo, der Aufenthaltsort eines jeden Handys scheint im Mobilfunknetz jederzeit bekannt zu sein. Aber wie funktioniert diese Ortung?
Um zu funktionieren, braucht das Handy Funkkontakt zu mindestens einem nahegelegenen Sendemast, der sogenannten Basisstation. Den Bereich, der von einem solchen Sender und Empfänger abgedeckt wird, bezeichnet man als Funkzelle. Mobilfunknetze bestehen aus zahlreichen dieser wabenförmigen Funkzellen, die den gesamten Bereich des Netzes abdecken. Jede dieser Zellen hat einen eigenen Identifikations-Code, die sogenannte Cell-ID. Da sich ein eingeschaltetes Mobiltelefon bei einer Zelle anmeldet, ist so zumindest bekannt, in welcher Zelle es sich gerade befindet.
Triangulation ermöglicht metergenaue Ortung
Aber der Standort lässt sich noch genauer bestimmen. Damit der Übergang von einer Zelle in die nächste fließend möglich ist, überlappen benachbarte Zellen miteinander. Das Telefon steht mit mehr als einer Zelle in Kontakt. Wird das Signal der momentanen Zelle schwächer, wechselt das Telefon in die benachbarte Zelle mit dem stärkeren Signal. Die Signalstärke zwischen Handy und den einzelnen Basisstationen verrät die Entfernung. Über mindestens drei solcher Punkte lässt sich dann die Position des Handys bis auf wenige Meter genau berechnen. Diese Methode der Ortsbestimmung bezeichnet man als Triangulation.
Nützlich ist diese Ortung zum Beispiel für lokale Angebote in Smartphone-Apps. Das Telefon kann so automatisch spezifische Informationen zum Standort anzeigen, zum Beispiel das Wetter, die Verkehrslage oder das Programm des nächsten Kinos. In begrenztem Umfang lassen sich auch verlorene oder gestohlene Geräte aufspüren. Einige Telefonanbieter stellen Apps zur Verfügung, über die ein Handybesitzer sein Telefon registrieren kann, um dessen Position anschließend auch von anderen Geräten wie dem Computer zuhause überprüfen zu können.
Datenschutz: Ortung nur mit Erlaubnis
Allerdings muss das Mobiltelefon wenigstens angeschaltet und in der Lage sein, zu senden und zu empfangen. Nur so können beim Mobilfunkanbieter Verbindungsdaten anfallen, die für die Ortung nötig sind. Darauf beruht auch das Prinzip der „stillen SMS“, das von der Polizei oft zur Ermittlungsarbeit eingesetzt wird. Eine solche SMS wird vom Empfänger nicht bemerkt, das Handy klingelt nicht und zeigt auch keine Nachricht an. Es entstehen allerdings Daten über die Verbindung, welche die Polizei beim Anbieter anfordern kann.
Es ist in Deutschland gesetzlich nicht gestattet, ein Telefon zu orten, ohne dass der Besitzer dem zustimmt. Auch die zahlreichen mehr oder weniger seriösen Anbieter von privaten Ortungsdiensten können sich darüber nicht hinwegsetzen. Die Polizei kann jedoch mit richterlicher Anordnung oder in einem akuten Gefahrenfall dennoch an die nötigen Informationen gelangen. Diese Praxis wird von Datenschützern immer wieder heftig kritisiert.